„Das Dunkel aller Tage“ von Alexander Oetker und Linh Thi Nguyen
Pho-Bo, Bum-Bum und Tilidin-Tavor: Haben Alexander Oetker und Linh Thi Nguyen mit „Das Dunkel aller Tage“ ein Geheimrezept für Berlinkrimis gefunden?
Mit „Das Dunkel aller Tage“ legen Alexander Oetker und Linh Thi Nguyen den zweiten Band ihrer Berliner Krimiserie vor.
„Das Dunkel aller Tage“ von Alexander Oetker und Linh Thi Nguyen ist unser Krimitipp der Woche.
Wer den Geruch von Teriyakisoße am Morgen liebt, sollte das Dong Xuan Center in Berlin-Lichtenberg kennen. In den Asia-Großmarkthallen findet sich neben Polyesterpullis und Plastikplunder nämlich alles, was zunehmend auch Hauptstadt-Hipstern schmeckt und deren leckere Hündchen verschreckt. Dass hier nicht nur Pho-Süppchen köcheln, lassen uns Alexander Oetker und Linh Thi Nguyen im zweiten Fall ihrer Berliner Krimiserie wissen: In einer der hinteren Hallen explodiert mit viel Karacho eine dort versteckte Crystal-Küche. Dicke Luft also in „Klein Hanoi“! Bei zwei Toten Meth-Köchen rückt Rabenstein mit seinem SEK an und verdächtigt den plötzlich wortkargen Vietnamesen Duc, mit seinen Löffeln tief in den Drogentöpfen zu rühren. Dieser ist ausgerechnet der Bruder von Kommissarin Linh Schmidt, die natürlich keine Flecken auf Ducs weißer Kochweste sieht. Nicht das einzige Familienproblem für Linh, deren Mann Adam – auch Kommissar bei der Mordkommission – mal wieder krankgeschrieben ist. Seine Panikattacken hat er nur mit den Helfern Tilidin und Tavor im Griff, die ihm Schmerz und Angst nehmen. Doch die Zutaten für seine Medi-Mische bekommt er schon längst nicht mehr legal in der Apotheke am Prenzlberg, sondern er muss am Kotti unterm Tunnel auf den Pusher warten. Auffällig oft ist der durchtriebene Polizeiobermeister Thilo zur Stelle. Nur scheinbar schützt er Adam dabei vor Scherereien. In Wahrheit sägt er bereits an dessen Chefsessel, um endlich selbst an die Sterne auf der Schulterklappe zu kommen.
Oetker und Nguyen wissen: Bei einem juten Berlinkrimi macht’s der Mix! Kaputte Ermittler, dubiose Milieus, schräge Vögel und etwas Mief aus der Eckkneipe. Das Ganze dann mit Intrigen, Selbstjustiz und häuslicher Gewalt abwürzen und stetig mehr erhitzen. Ermittelt wird dort, wo die Satellitenschüsseln nach Süden zeigen und die Nagelstudiodichte zunimmt – doch die richtig bösen Jungs golfen am Wannsee. Wie viel Linh Thi Nguyen hier aus eigener Erfahrung einbringt, darüber sollte man lieber nicht zu sehr grübeln. Sonst wird der Cá Phê kalt.
Mit „Das Dunkel aller Tage“ haben es Alexander Oetker und Linh Thi Nguyen auf unsere Liste der besten Krimis im März 2024 geschafft.