„Fester Glaube“ von Denise Mina
In „Fester Glaube“ geht es um die Jagd nach einer wertvollen Reliquie … Schreibt die Noir-Autorin Denise Mina jetzt etwa Sakralthriller?
„Fester Glaube“ von Denise Mina ist kein düsterer Tartan Noir, sondern eine ungewöhnlich realistisch anmutende Abenteuergeschichte.
„Fester Glaube“ von Denise Mina ist unser Krmitipp der Woche.
Bricht man in die Häuser anderer Leute ein, lassen sich die merkwürdigsten Dinge entdecken. Die YouTuberin Lisa Lee dokumentiert mit Filmen ihre Entdeckungen beim Urban Exploring. In einem verlassenen französischen Chateau findet sie eine uralte Silberschatulle, die laut einer Inschrift einst Pontius Pilatus gehört hat und den Beweis der Auferstehung des Königs der Juden enthalten soll. Am nächsten Tag verschwindet Lisa spurlos, ihr Film kann nicht mehr aufgerufen werden, und die Reliquie ist für eine Auktion in Paris gelistet. Die beiden True-Crime-Podcaster Anna McDonald und Fin Cohen glauben an eine Entführung und beginnen mit der Suche nach ihr, die sie mit ihrem Podcast begleiten. Sie ahnen nicht, dass damit eine gefährliche Jagd quer durch Europa ihren Anfang nimmt …
Die schottische Autorin Denise Mina schert sich längst nicht mehr um Genre-Zuweisungen oder Erzählkonventionen. Ihr wunderbarer neuer Roman ist kein düsterer Tartan Noir, sondern eine ungewöhnlich realistisch anmutende Abenteuergeschichte. Bei „Fester Glaube“ bedient sie sich genüsslich bei Plot-Zutaten, aus denen sonst ein Dan Brown immer wieder die gleiche Suppe kocht. Mit eleganten Kniffen und klugem Witz wirft sie jedoch das Sakralthriller-Genre verwegen in den Mixer. So ist das Buch auch die Niederschrift eines fiktiven True-Crime-Podcasts der Ich-Erzählerin Anna McDonald, die wir schon aus dem Roman „Klare Sache“ kennen. Mit diesem Format findet Denise Mina einen episodenhaften Rhythmus, der die Orts- und Zeitenwechsel durch die Erzählungen der Protagonist:innen glaubhaft zu einer temporeichen Story verbindet. Durch einen afrikanischen Kunsthändler und Gauner erfahren Anna und Fin die wildbewegte Geschichte der Schatulle, welche zu einem dubiosen Priester führt. Und wie es sich für einen anständigen Sakralthriller gehört, kommt auch eine gefälschte Kopie der Relique ins Spiel, die zusätzliche Verwirrung bringt.
Minas Gespür für Rhythmus, Sprache und Timing spiegelt sich auch in der deutsche Übersetzung wieder
Denise Mina ist eine souveräne Geschichtenerzählerin: Ihr Gespür für Rhythmus, Sprache und Timing spiegelt sich auch in der deutsche Übersetzung wieder, die großes Lesevergnügen garantiert. So führt alles zu einem großen Finale, auf das die Lesenden gespannt hinfiebern. Natürlich lässt sich Mina dabei nicht den Spaß nehmen, auch die spektakuläre Öffnung der Schatulle bis zum Ende hinauszuzögern. Und in solchen alten Behältnissen soll man ja die merkwürdigsten Dinge entdecken …
„Fester Glaube“ von Denise Mina ist unser Krimitipp der Woche. Zuletzt haben wir an dieser Stelle „Echo der Gewalt“ von Yasmin Angoe vorgestellt.