Der Boy der G: Hat Money Boy mit „Futuristic Swagsgiving“ seinen Zenit überschritten?
Ein Blick auf Money Boys Karriere zwischen Daueroutput, fragwürdiger Relevanz und nostalgischem Kultstatus. Markiert „Futuristic Swagsgiving“ einen Kurswechsel?
Es ist der Boy der G, sick so wie Leukämie. Nun ja. Menschen, die ungefähr um die 2000er herum geboren sind, werden literarische Meisterwerke, wie diese vermutlich sofort erkennen. Für alle etwas älteren Semester gibt es immerhin die popkulturell relevante Notfallzeile: „Dreh den Swag auf, schaue kurz in den Spiegel, sag: What-up.“ Ein Satz, der damals vermutlich mehr Teenager geprägt hat als heutzutage Forinte (nostalgische Übertreibung eines 2000ers). Er ist einer der frühsten Internet-Virals überhaupt, ein Meme-Pionier, zu einer Zeit, als Memes noch ein Randphänomen der Medienlandschaft waren.
Etwa 15 Jahre nach seinem ersten Auftritt hat sich der kontroverse Deutschrapper jedenfalls einen festen Platz im Deutschrap-Universum erarbeitet — ob man will oder nicht. Und er veröffentlicht weiterhin eine derartige Masse an Songs, dass man sich manchmal fragt, ob zwischen Aufstehen und Schlafengehen überhaupt noch Zeit für irgendetwas anderes bleibt. Jedoch erreicht er damit nicht mehr die Zahlen, die einst normal für ihn gewesen sind.
Auch sein Social-Media-Auftritt wirkt inzwischen etwas – sagen wir: museal. Früher war er ein unbestrittener Promo-Vorreiter, der Dinge sagte, die ganze Jugendsender ins Schwitzen brachten („Drogenempfehlungen für Partys“ – pädagogisch fragwürdig, algorithmisch brillant). Heute hingegen hat man manchmal den Eindruck, als hätte er den Anschluss verpasst – denn ein einziger Pre-Save-Post für ein Album und Mixtape reichen für eine Promo nicht mehr aus und geht klanglos in den Fluten des Internets unter. Natürlich ist das alles relativ — schließlich schafft er es mit Gastauftritten von Ikkimel oder gelegentlich aufflammenden Clips weiterhin, irgendwo im digitalen Grundrauschen sichtbar zu bleiben.
Sein neuestes Mixtape ist frisch erschienen und folgte nach nur drei Wochen auf sein Album. Man könnte sagen, dass er inzwischen vor allem Masse liefert, während die Qualität sich eher sporadisch blicken lässt. Das bestätigen auch die Zahlen: Rund 450 000 monatliche Hörer:innen und im Schnitt 5 000 Streams pro Song (auf seinem Mixtape) und 20 bis 30 Tausend Streams auf sein letztes Album, zeigen, dass seine Sichtbarkeit zunehmend schwinde. Mit Songs wie „Ball in der Mall“, „Rackz“, „Geh Ham“, „Big Bankrott“ und „Biker Dude“ liefert er Altbekanntes – und einen Englisch-Anteil, der die Deutschrap-Zuordnung infrage stellt. Vielleicht bereitet er auch gerade still und heimlich die Expansion in den amerikanischen Musikmarkt vor. Es beschleicht einen jedoch unweigerlich das Gefühl, dass sein Ansatz in der heutigen, hyperbeschleunigten Popwelt nicht mehr ganz so zündet wie früher.