„Der Bunker“ von Clemens Murath: Cop oder Zombie?
Wo ist es für Frank Bosman am gefährlichsten: im Kosovo, in Sachsens Provinz oder in Berlin bei seiner Frau? Hardboiled-Autor Clemens Murath lässt seinen LKA-Ermittler in „Der Bunker“ einfach mal überall auf die Fresse bekommen …
Unser Krimitipp: Nach „Der Libanese“ legt Clemens Murath mit „Der Bunker“ den zweiten Frank-Bosman-Thriller vor. Ein paar Tropfen RED, und weiße Kristalle verfärben sich zu klarem Ultramarin: kein Zaubertrick, sondern ein chemischer Test, der die Reinheit von Kokain zeigt. Unterwelt-Businessman Remi Ekrem ist die Qualitätskontrolle wichtig – schließlich will er bei seinen Millionengeschäften nicht abgezockt werden. Seine Kosovo-Albaner liefern den Hipster-Touris den Stoff, mit dem sie die Nächte im Berghain durchstehen. Doch nicht nur deshalb steht Ekrem bei LKA-Ermittler Frank Bosman ganz oben auf der Liste: Schon zu seiner Zeit als Polizeiausbilder in Prizren ist Bosman mehrfach an Ekrem geraten, der damals serbische Gefangene ausgeweidet hat. Zusammen mit UN-Sonderermittlerin Elaine Szolnay – der Frank nicht nur beruflich nahe kommt – startet er eine Aktion, die Ekrem nun endlich für Kriegsgreuel und Drogenscheiß vor Gericht bringen soll. Als Köder wird ausgerechnet der abgehalfterte US-Schauspieler Bruce Russo angeheuert, der sich mit seinen gesperrten Kreditkarten die Lines baut und sie eine nach der anderen wegrüsselt. Bei einem fingierten Deal spielt er einen Drogenboss, um Ekrem eine Falle zu stellen. Ein riskanter Plan …
Nach „Der Libanese“ fährt Clemens Murath in seinem zweiten Frank-Bosman-Thriller wieder ordentlich Action auf: Nicht nur die Jagd auf Ekrem zieht auf mehreren Zeit- und Handlungsebenen tempomäßig an, sondern auch Franks Kampf gegen eine rechte Guerilla-Gruppierung, die Flüchtlinge in einem Weltkriegsbunker im sächsischen Czernau interniert und als unfreiwillige Organspender missbraucht. Doch behält der gewiefte Drehbuchautor auch diesmal alle Plotfäden souverän in der Hand, langt augenzwinkernd in die Klischeekiste und führt rechtsnationale Dummschädel – ja, auch Nazi-Uwe ist wieder mit dabei! – vor, wenn sie etwa in Vorbereitung eines Brandanschlags in der Kanalisation am Reichstag herumirren.
Unser Krimitipp von Clemens Murath: Von dem harten Hund Frank Bosman bleibt am Ende von „Der Bunker“ nur ein räudiger Köter übrig
Good Cop or bad Cop? Diese Frage stellt sich bei Clemens Murath nicht. Ob in Berlins Bergmann-Kiez, den albanischen Bergen oder im tiefsten Sachsenwald – Frank Bosman handelt nach seinem ganz eigenen Kompass, bei dem er immer öfter die Orientierung verliert und physisch wie psychisch malträtiert dem K.o. entgegenwankt. Mit Ketamin vollgepumpt, von Tasern traktiert, enttäuscht von einem ehemaligen Gefährten und trauernd um eine Geliebte, bleibt von dem harten Hund am Ende eher ein räudiger Köter übrig. Seine Frau Britta nimmt ihm seine Besserungsversprechen nach einem gemeinsamen, aber verkrampft verlaufenen (Zwangs-)Urlaub nicht ab: Schließlich lässt er sich kaum noch blicken. Wo er jetzt bitte herkomme, fragt Britta, als Frank mitten in der Nacht mit blauem Auge ins Bett kriecht. Die Antwort: Arbeit.