„Die Allee“ von Florentine Anders

In dem Roman „Die Allee“ von Florentine Anders geht es um Architektur im politischen Umfeld – und um zwei couragierte Frauen.
„Die Allee“ von Florentine Anders ist unsere Buchempfehlung der Woche.
Eine Wechselsprechanlage mit elektrischem Türöffner ist 1952 noch der letzte Schrei. Auch sonst ist der neue Gebäudekomplex am Strausberger Platz mit seinen acht Etagen ein imposanter Blickfang, der das Tor zur damaligen Prunkmeile Stalinallee bildet. Geplant und gebaut hat hier der Architekt Hermann Henselmann (1905-1995). Seine Entwurfsidee zum Berliner Fernsehturm, zur Kongresshalle sowie zum Leipziger Universitätsturm stehen stilbildend für eine Ost-Antwort auf die westliche Nachkriegsmoderne, den Sozialistischen Klassizismus.
Henselmanns Frau Irene – ebenfalls Architektin – muss ihre Berufsambitionen immer zurückstellen oder sich gegen Obrigkeits-Schikanen behaupten. Als werktätige Frau wird zudem von ihr erwartet, sich in einer zweiten Schicht um die Kinder zu kümmern, deren Zahl auf acht ansteigt. Wenn auch noch die rebellische Tochter Isa ihren eigenen Kopf durchsetzen will und mit der Stasi aneinander gerät, hilft auch Papas Starruhm nicht viel … Florentine Anders, die Enkelin des Architekten, komprimiert vom Jahr 1931 ausgehend mehr als 60 Jahre einer turbulenten Familiengeschichte. Da sind die Emanzipationsversuche von staatlichen und privaten Zwängen genauso spannend wie die Architektur, die sie umgibt.
Hat es Florentine Anders mit „Die Allee“ auf unsere Liste der besten Bücher im April 2025 geschafft?