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Fantasy im viktorianischen London: „Die Bande aus der Baker Street“

Netflix mit neuer Fantasyserie: „Die Bande aus der Baker Street“ ist die Hilfstruppe des Detektivs Sherlock Holmes.

Nachdem Netflix vor einem halben Jahr mit „Enola Holmes“ schon einen Film über eine Schwester von Sherlock Holmes veröffentlicht hatte, kommt nun mit „Die Bande von der Baker Street“ gleich eine ganze Serie, die im Umfeld des weltberühmten Detektivs spielt. Die Bande aus der Baker Street (im Original „The Irregulars“) war im Gegensatz zur Schwester Enola bereits in den Erzählungen von Arthur Conan Doyle ein paar Mal vorgekommen, jetzt hat ihnen Drehbuchautor Tom Bidwell eine ganze Geschichtenserie auf den Leib geschrieben. Bea, Jessie, Billy und Spike führen so etwas wie eine WG in der Baker Street; überhaupt ist die Serie sehr gegenwärtig, sowohl in Bezug auf die Sprache oder das Selbstverständnis der Menschen als auch in Bezug auf die Besetzung, denn letztere fand durchgehend divers statt, ohne dass man eine tiefere Bedeutung in dieser Besetzung erkennen könnte.

Inhaltlich geht es nicht wissenschaftlich-nüchtern zu wie in den Geschichten von Arthur Conan Doyle – im Gegenteil. „Die Bande aus der Baker Street“ ist neben der Krimihandlung vor allem eine Fantasygeschichte. Schon in der ersten Folge werden die Ursachen für gefährliche Attacken durch Vögel nicht im Dunkeln gelassen wie bei etwa bei Alfred Hitchkock, im Gegenteil: Ganze Vögelscharen werden durch den menschlichen Geist gesteuert und als tödliche Waffe eingesetzt. Bea (Thaddea Graham) ist so etwas wie die Anführerin der Bande, die wegen Zahlungsrückständen kurz vor dem Rauswurf aus der Wohnung steht. Da wird sie von Dr. Watson, dem Partner von Sherlock Holmes, angesprochen, denn die Bande erhält von den beiden einen Rechercheauftrag. Trotz einer in Ausssicht gestellten guten Bezahlung merken die Vier bald, dass sie sich in große Gefahr begeben, wenn sie weitermachen. Außerdem wird auch schnell klar, warum Watson und Holms die Bande engagiert haben. Es sind ihre außerordentlichen Fähigkeiten, von denen Bea, Jessie, Billy und Spike selbst noch keine Ahnung haben. Watson und Holmes wissen das, verraten es aber nicht, sondern argumentieren beim Anheuern der Bande, diese genieße Vertrauen in der einfachen Bevölkerung und könne deshalb auch viel einfacher Nachforschungen auf der Straße betreiben.

Wer die Erzählungen des Schriftstellers Arthur Conan Doyle wegen Logik und Sachverstand seines drogensüchtigen Detektivs und dessen Sidekick mag, sei gewarnt: Mit „Die Bande aus der Baker Street“ geht es flugs ab in das heute so beliebte Metaphysische. Da hat Netflix wohl wieder mal seine Algorithmen spielen lassen bei der Bestimmung des Genremixes. jw

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