Die besten Bücher 2021: Empfehlungen für dem Mai
Der Impftermin rückt näher, da braucht es Priorisierungen beim Lesestoff: Die besten Bücher im Mai 2021 mit Stephen King und Amanda Lasker-Berlin.
Es ist erst ziemlich genau ein Jahr her, da hat uns Amanda Lasker-Berlin mit ihrem Debütroman umgehauen: In ihrem dichten, sehr zugespitzten Roman „Elijas Lied“ überzeugt die unter Pseudonym veröffentlichende Autorin vor allem durch ihr poetisches, geradezu räumlich ausleuchtendes Schreiben. All das trifft nun auch auf den Nachfolger zu, der ein lange tabuisiertes Thema in den Mittelpunkt rückt: die verbrechen der deutschen Kolonialgeschichte. Schafft es Amanda Lasker-Berlin mit „Iva atmet“ bis an die Spitzenposition unserer Liste der besten Bücher im Mai 2021? ein harter Konkurrent dürfte Stephen King sein, der mit seinem neuesten Roman „Später“ von einem Jungen erzählt, der tote Menschen sehen kann. Zudem gibt es zwei Debütantinnen, die auf unserer Liste der besten Bücher im Mai 2021 ganz nach oben wollen: Mit „Iss das jetzt, wenn du mich liebst“ hat Bianca Nawrath eine Culture-Clash-Komödie geschrieben, die nicht in Klamauk abrutscht, sondern eine kritisch-nachdenkliche Grundstimmung behält. Und Lana Bastašić erzählt in „Fang den Hasen“ vom Bosnienkrieg in den 90er-Jahren, indem sie eine Coming-of-Age-Story mit einer tiefenscharfen Charakterstudie und dem Porträt unseres gegenwärtigen Kontinents verbindet. Wer also macht das Rennen auf unserer Liste der besten Bücher im Mai 2021?
Die besten Bücher im Mai 2021
4. Bianca Nawrath: Iss das jetzt, wenn du mich liebst
Nicht nur ein bisschen erinnert das Romandebüt der Schauspielerin Bianca Nawrath an jene Culture-Clash-Komödien, die eine Zeit lang so hip waren – „My big fat greek Wedding“, „Almanya“ et cetera. Ausgangslage von „Iss das jetzt, wenn du mich liebst“: Ich-Erzählerin Kinga, deren Eltern einst aus Polen nach Berlin gekommen sind, verheimlicht ihren Eltern seit Jahren ihre Beziehung zu Mahmut, dessen Familie wiederum aus der Türkei stammt. Muslimischer Freund geht für Kingas Eltern gar nicht, wegen Döner, wegen Alkoholabstinenz, wegen Beschneidung, wegen allem. Nun allerdings wollen Kinga und Mahmut heiraten, und so findet die längst überfällige Familienzusammenführung statt – ausgerechnet bei einer original polnischen Hochzeit in Oppeln. Was folgt, ist kurzweilig beschrieben und zu großen Teilen vorhersehbar, Vorurteile werden bedient, handfester Rassismus passiert, die Liebenden halten zusammen, streiten, finden wieder zusammen, wir lernen Einiges über polnische Traditionen, natürlich gibt es viel zum Schmunzeln. Dass das Ganze trotzdem nicht in Klamauk abrutscht, sondern eine kritisch-nachdenkliche Grundstimmung behält, liegt auch daran, dass die Mittzwanzigerin Nawrath nicht allein auf den „Culture Clash“ setzt, sondern Kingas Familie vielschichtiger darstellt; die Alkoholsucht des Vaters ist ein Beispiel. Und doch: So viel schwingt hier an hochaktuellen Themen mit, so viel Anlass gäbe es, Alltagsrassismus kritisch zu beleuchten, dass man nach dem halb versöhnlichen Ende wünscht, es wäre doch ein wenig politischer geworden.
Ecco, 2021, 288 S., 20 Euro
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3. Stephen King: Später
Jamie Conklin wächst bei seiner alleinerziehenden Mutter auf und kann tote Menschen sehen. Hat sich Stephen Kingetwa einmal zu oft „The Sixth Sense“ angeschaut? Doch der Horrorveteran schafft es mit „Später“, Originelles aus der bekannten Prämisse rauszuholen. Spätestens, als Jamie von der drogensüchtigen Ex seiner Mutter, die auch noch Polizistin ist, gezwungen wird, einem toten Terroristen das Versteck seiner letzten Bombe zu entlocken, lässt die Spannung alle Filmzitate vergessen. Bahnbrechendes liefert King hier nicht ab, aber der Schauplatz – keine Kleinstadt diesmal, sondern New York City itself – und Jamies eigenwillige, lakonische Erzählerstimme sorgen für genug Abwechslung von seiner üblichen Kost. Und am Ende ist der übersinnlich begabte Protagonist erst 22 Jahre alt – kann also gut sein, dass „Später“ bald eine Fortsetzung bekommt. „Späterer“? „Am spätesten“? Wir werden sehen.
Heyne, 2021, 304 S., 22 Euro
Aus d. Engl. v. Bernhard Kleinschmidt
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2. Lana Bastašić: Fang den Hasen
Bosnien lässt Sara nicht los. Zwölf Jahre, nachdem sie nach Dublin gezogen ist, bekommt die Dichterin einen Anruf: Als Kinder waren sie und ihre beste Freundin Lejla unzertrennlich, seit Saras Weggang haben sie keinen Kontakt mehr. Jetzt will Lejla, immer noch in Bosnien, ihren lange verschwundenen Bruder in Wien aufgespürt haben und rekrutiert Sara für einen Roadtrip durch den Balkan. Die beiden Frauen könnten kaum unterschiedlicher sein: Lejla ist unangepasst und furchtlos, Sara brav und verträumt – aber beide tragen die Narben ihrer Geschichte. Die Art, wie Lana Bastašić in „Fang den Hasen“ Vergangenheit und Gegenwart verwebt, ist nur einer von vielen magischen Kunstgriffen in dem Debütroman: Im Hier und Jetzt, auf ihrer Fahrt im Opel Astra, spricht Sara von Lejla in der dritten Person, doch beim Blick zurück in die Zeit, als sie einander noch nahe waren, wird das „Sie“ wieder zum „Du“. Gemeinsam haben sie erlebt, wie der Bosnienkrieg in den 90er-Jahren ihre Stadt Banja Luka überrollt hat. Die Gewalt dieser Zeit verpackt Bastašić in Anekdoten, wenn etwa Lejlas Mutter sie auf einmal Lela nennt, weil ihr richtiger Name sie als muslimische Bosniakin ausweist. Ein Opfer der Unruhen ist eben Armin, Lejlas Bruder, in den Sara heimlich verknallt war. Poetische, surrealistische Bilder geistern durch den Kopf der Erzählerin; so ist der Himmel in Bosnien buchstäblich finsterer als im Rest Europas. Dass Saras detaillierte Erinnerungen denen von Lejla oft widersprechen, zeigt die Unmöglichkeit auf, je die ganze Wahrheit über das eigene Leben zu kennen. Statt einer touristischen Spritztour ist „Fang den Hasen“ Coming-of-Age-Story, Charakterstudie und Porträt unseres Kontinents in einem – und eine bitterernste Konfrontation mit der Tatsache, dass man manchen Schatten nicht entkommen kann.
S. Fischer, 2021, 336 S., 22 Euro
Aus d. Bosn. v. Rebekka Zeinzinger
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1. Amanda Lasker-Berlin: Iva atmet
Im letzten Jahr hat die 26-jährige Amanda Lasker-Berlin den Debütpreis der lit.Cologne gewonnen. Zu Recht: In „Elijas Lied“ thematisiert sie so drängende gesellschaftliche Thematiken wie Inklusion und die Neue Rechte. In dem dichten, sehr zugespitzten Roman überzeugt die unter Pseudonym veröffentlichende Autorin vor allem durch ihr sehr poetisches, geradezu räumlich ausleuchtendes Schreiben. All das trifft auch auf den soeben erschienenen Nachfolger zu, der ein lange tabuisiertes Thema in den Mittelpunkt rückt: die Verbrechen der deutschen Kolonialgeschichte. In „Iva atmet“ erzählt sie von der titelgebenden Protagonistin, die nach vielen Jahren in ihr Elternhaus in Dresden zurückkehrt, weil ihr Vater im Sterben liegt. Hier wird Iva mit Erinnerungen und lange verdrängten Fragen konfrontiert: Inwieweit ist ihre Familie in den Völkermord an den Herero in der afrikanischen Kolonie Deutsch-Südwest verstrickt? Und was waren das für Menschen, die in ihrer Kindheit regelmäßig den Vater besucht haben, um mit ihm auf die gute, alte Zeit anzustoßen?
Frankfurter Verlagsanstalt, 2021, 320 S., 22 Euro
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