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Die besten Bücher 2023: Empfehlungen für den April

Die besten Bücher im April 2023: Buchcover von Alice Winn, Tonio Schachinger, Demian Lienhard, Victor Jestin, Karina Sainz Borgo, Simone Atangana Bekono, Georg Klein, Mathilda Prall, Marlen Hobrack, Marc Sinan

Freie Tage zu Ostern und die Leipziger Messe zum Monatesende: Die besten Bücher im April 2023 mit Victor Jestin, Georg Klein und Alice Winn.

Viel freie Zeit um die Ostertage, endlich kann man auch wieder draußen lesen, und mit ungewohntem Termin steht Ende des Monats die Leipziger Buchmesse an: Wer wird das Rennen auf unserer Liste der besten Bücher im April 2023 machen? Mit viel Humor und Experimentierfreude verarbeitet Demian Lienhard in „Mr. Goebbels Jazz Band“ eine der absurdesten Anekdoten der Nazizeit. Nach dem Oscar-Regen für „Im Westen nichts Neues“ kehrt Alice Winn mit ihrem Debütroman in die Schützengräben des Ersten Weltkriegs zurück und kontrastiert das Gemetzel mit einer zarten Liebesgeschichte zwischen zwei jungen britischen Soldaten. Wird „Durch das große Feuer“ unsere Liste der besten Bücher im April 2023 anführen?

Neue Romane von Tonio Schachinger und Victor Jestin

Gute Chancen hat auch Victor Jestin, der nach seinem bemerkenswertem Debüt mit „Der Tanzende“ nachlegt. Auch Tonio Schachinger hat einen zweiten Roman vorgelegt – und was für einen! Mit „Echtzeitalter“ etabliert der Wiener Autor ausgerechnet ein Computergame als Signal für herausragende Literatur. Auch Karina Sainz Borgo ist für einen der vorderen Plätze auf unserer Liste der besten Bücher im April 2023 gut. Ihre Geschichte von „Das dritte Land“ ist so erbarmungslos und brutal, dass ein starker Magen vonnöten ist, um bis zum Ende durchzuhalten.

Spektakuläre Debütromane

Es gibt weitere Debütromane, die auf unserer Liste der besten Bücher im April 2023 miteinander konkurrieren: „Gleißendes Licht“ von Marc Sinan, „Schrödingers Grrrl“ von Marlen Hobrack, „Herzneurosen“ von Mathilda Prall und „Salomés Zorn“ von Simone Atangana Bekono. Oder ist es mit der Kurzgeschichtensammlung „Im Bienenlicht“ von Georg Klein, der unsere Liste der besten Bücher im April 2023 anführt?

Die besten Bücher im April 2023

10. Marc Sinan: Gleißendes Licht

Die besten Bücher im April 2023: Buchcover „Gleißendes Licht“ von Marc Sinan„Kaan. Ein beschissener Name für Deutschland, ein beschissener Name fürs Dorf.“ Im ländlichen Bayern, wo die anderen Jugendlichen Susanne und Roland heißen, wächst Kaan als Sohn einer Türkin auf. Bei einem Besuch in der Heimat seiner Mutter bricht die türkisch-armenische Familiengeschichte auf – und mit ihr sein selbstzufriedenes Dasein als „Teenage-Snob“. Er ist der Enkel einer Armenierin, die durch den türkischen Genozid zur Waise geworden ist, und eines Türken, der durch die Gräueltaten zu ungeahntem Reichtum gekommen ist. So muss Kaan mit der kaum auszuhaltenden Gleichzeitigkeit der Dinge klarkommen: Opfer und Täter, Schuld und Vergebung werden untrennbare Pärchen, und ein kathartischer Racheakt am türkischen Präsidenten scheint sein einziger Ausweg zu sein.

Marc Sinan springt in seinem autobiografischen Romandebüt „Gleissendes Licht“ immer wieder zwischen Zeiten und Orten, von 1915 ins Jetzt, von der Isar ans Schwarze Meer, und verbindet Kaans Geschichte mit auratischen Ausflügen in den türkischen Mythologie-Erzählzyklus „Dede Korkut“. Dass dabei einmal zu oft das Schicksal und der Zwang der Geschichte betont wird, steht der sonst so dringlichen Anklage nicht gut. Schließlich skizziert Sinan am Endes des Romans eine utopische Zukunft und verschiedene – mitunter ironische – Szenarien eines Umgangs mit dem Völkermord, doch in Anbetracht einer türkischen Regierung, die weiterhin von „armenischen Behauptungen“ spricht, scheint Gerechtigkeit noch weit entfernt zu sein.

Rowohlt, 2023, 272 S., 24 Euro

9. Marlen Hobrack: Schrödingers Grrrl

Buchcover „Schrödingers Grrrl“ von Marlen HobrackDas einzige, was Kritiker:innenherzen aktuell noch höher schlagen lässt als Autofiktion, sind Romane über Autofiktion. In Marlen Hobracks Debütroman heißt die Protagonistin Mara Wolf, ist Anfang 20, hat wegen Depressionen die Schule abgebrochen und verbringt ihre Zeit vor allem auf Instagram. Da rekrutiert sie der Verleger Hanno für einen waghalsigen Plan: Ein alter weißer Mann hat einen Roman über eine junge Frau geschrieben, glaubt aber nicht, dass der sich mit seinem Namen auf dem Cover verkauft. Stattdessen soll sich Mara als die Autorin ausgeben und dafür an den Einnahmen beteiligt werden. Tatsächlich wird das Buch ein Erfolg – und nur Mara und ein paar Männer kennen die Wahrheit …

Die Vermischung der Ebenen treibt Hobrack noch auf die Spitze, indem sie etwa die Erzählperspektive zwischen erster und dritter Person variiert und ihren Roman einem Herrn Wolf widmet. Trotzdem ist „Schrödingers Grrrl“ nur teilweise eine Satire auf den Literaturbetrieb und seine Besessenheit von Authentizität, sondern zugleich ein Entwicklungsroman über Mara, in dem ihre Liebesgeschichte mit dem Engländer Paul über lange Strecken dominiert. Hier liefert Hobrack hellsichtige Betrachtungen zu Social Media, Klassismus und Misogynie – nur die Verbindung zum zentralen Thema ist nicht immer direkt ersichtlich. Das mag mit Blick auf den Titel natürlich durchaus Absicht sein …

Verbrecher Verlag, 2023, 272 S., 24 Euro

8. Mathilda Prall: Herzneurosen

Buchcover „Herzneurosen“ von Mathilda PrallIst das noch Optimierung oder schon Selbstzerstörung? Mini ist Anfang 20 und flüchtet sich von einer Stadt zur nächsten, um sich selbst zu entkommen. Ihre Emotionen versteht sie nicht, und ihre Handlungen passen sich eher ihrer Umwelt als den eigenen Bedürfnissen an. Doch nach einem Akt-Fotoshooting erhält sie plötzlich Anerkennung auf Instagram. Erstmals fühlt sich Mini nicht mehr unterlegen: Ist das dieses Glück, von dem andere sprechen? Mathilda Prall gibt in ihrem Debüt-Roman mit nüchterner, intimer Erzählweise Einblicke in Minis Innenleben – wobei vieles zwischen den Zeilen steht, statt klar benannt zu werden.

Kleine Details zu den schwierigen Familienverhältnissen durchbrechen ihre Alltagsberichte, ergeben ein unvollständiges Puzzle, und Zeitsprünge verstärken das Chaos. Man fühlt sich Minis Denkweise verbunden – und ist zugleich oft irritiert. Weiterzulesen zahlt sich jedoch aus: „Herzneurosen“ zeigt die Ambivalenz einer Person zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung, zwischen Emotion und Handlung. Wie definieren wir Erfolg? Wie leicht lassen wir uns auf Social Media belügen? Und wie oft belügen wir uns selbst? Das sind Fragen, die Lesenden weit über die Lektüre hinaus nachhängen.

Schönling, 2023, 336 S., 22 Euro

7. Georg Klein: Im Bienenlicht

die besten Bücher im April 2023: Buchcover „Im Bienenlicht“ von Georg KleinEin Club aus Menschen, die dem Leibhaftigen begegnet sind. Zwei Männer, die für ihre Arbeit als Geisterjäger alles andere zu opfern bereit sind. Und eine Pandemie, bei der den Betroffenen unvermittelt das Herz aus der Brust fällt. Es sind ungewöhnliche, oft übernatürliche Szenarien, die Georg Klein in seiner neuen Kurzgeschichtensammlung präsentiert. Doch wer den Augsburger Autor kennt, weiß, dass diese nur die Hälfte der Formel sind. Die andere ist der trockene, detailverliebte Stil, mit dem Klein auch das Unerklärlichste greifbar macht.

Er ist besessen von Textur: Die Körnung der Trockenschweiß genannten Substanz, die die Geisterjäger von den Wänden kratzen, fasziniert ihn genauso wie die Obertöne eines Staubsaugers oder die Reparatur eines Rasenmähers. Seine Figuren wiederum sind besessen von ihrer Arbeit, ob sie Künstler:innen sind, Wissenschaftler:innen oder Bodyguards, die sich von robotischer Konkurrenz bedroht sehen. Man kann in ihnen ein Spiegelbild von Klein, dem Erzähler, selbst sehen: Auch er nimmt sein absurdes Vorhaben so ernst, wie es nur geht, und versteckt seine frivolen Einfälle hinter gesetzter, mitunter altbackener Sprache. Das ist manchmal widersprüchlich und frustrierend – zugleich aber immer zutiefst originell und unterhaltsam.

Rowohlt, 2023, 240 S., 24 Euro

6. Simone Atangana Bekono: Salomés Zorn

Buchcover „Salomés Zorn“ von Simone Atangana BekonoSchnörkellos und konfrontativ: In ihrem bemerkenswerten Romandebüt schleudert uns die niederländische Autorin Simone Atangana Bekono in das aufgewühlte Innenleben der schwarzen Teenagerin Salomé, die zu sechs Monaten in einer Jugendstrafanstalt verdonnert wurde. Hier hockt sie nun. Gemeinsam mit anderen Problemjugendlichen. Und sie hat sehr viel Zeit, um sich mit dieser großen Wut zu befassen, die ihr Handeln immer stärker bestimmt.

Kein einfaches Unterfangen! Vor allem, wenn der Therapeut, der ihr hierfür zur Seite gestellt wird, ein selbstgefälliger Mansplainer und „Afrika-Experte“ ist. Zwischen den quälenden Therapiesitzungen und dem zermürbenden Alltag während der Haft reflektiert die Ich-Erzählerin die komplexen Verwicklungen, die sie in diese Sackgasse geführt haben: etwa ihr Großwerden mit Migrationshintergrund in der niederländischen Provinz sowie die damit einhergehenden Schikanen.

„Salomés Zorn“ öffnet mit einer plastischen, punktgenauen Sprache die Augen für das Anderssein in einer weiß-geprägten Welt. Ein kraftvoller und aufmüpfiger Roman, der Machtstrukturen hinterfragt. Und der spüren lässt, wie tief Rassismus und beschnittene Selbstbestimmung die menschliche Seele schürfen.

C.H. Beck, 2023, 246 S., 24 Euro

Aus d. Niederl. v. Ira Wilhelm

5. Karina Sainz Borgo: Das dritte Land

Buchcover „Das dritte Land“ von Karina Sainz BorgoIn einem namenlosen Land in Lateinamerika wüten Pest, Hunger und Gewalt. Angustias Romero macht sich mit ihrem Mann Salveiro und den zu früh geborenen Zwillingen auf die Flucht. Doch auf der Reise sterben ihre Kinder, Salveiro erkrankt. Mit den Leichen ihrer Babys in einem Schuhkarton kämpft sich Angustias bis in die bergige Grenzregion vor, wo eine Frau namens Visitación Salazar einen illegalen Friedhof namens „Das dritte Land“ gegen alle Gegner verteidigt. Angustias’ einziger Wunsch: die Zwillinge würdevoll zu begraben. Doch das dritte Land wird vom korruptem Bürgermeister, von Kartellen und Milizen bedroht …

Die Welt, die Karina Sainz Borgo in lebhaften Bildern beschreibt, ist eine Hölle aus Armut, Krankheit und Gewalt. Lichtblicke gibt es so gut wie keine. Die venezolanische Schriftstellerin, die heute in Spanien lebt, wagt viel: Ein Roman, der mit dem Tod zweier Kinder beginnt und dennoch kontinuierlich düsterer wird, ist eine Errungenschaft in sich. Obwohl Ort und Zeit abstrakt bleiben, hat die Hauptfigur ein reales Vorbild, und ihr Kampf steht stellvertretend für alle Frauen, die sich gegen patriarchale Gewalt zur Wehr setzen. Doch auch das Lesen ist zeitweise ein Kampf – denn Borgos Geschichte ist so erbarmungslos und brutal, dass ein starker Magen vonnöten ist, um bis zum Ende durchzuhalten.

S. Fischer, 2023, 320 S., 24 Euro

Aus d. Span. v. Angelica Ammar

4. Victor Jestin: Der Tanzende

Die besten Bücher im April 2023: Buchcover „Der Tanzende“ von Victor JestinDer 28-jährige Franzose Victor Jestin sucht die Extreme und entwirft in seinen Romanen bedrückende Psychogramme vermeintlicher Außenseiter. Mit seinem gefeierten Debüt „Hitze“ aus dem Jahr 2020 portraitiert er den 17-jährigen Leónard, der auf einem Campingplatz den Selbstmord eines Gleichaltrigen beobachtet, ohne ihn davon abzuhalten. Léonard vergräbt die Leiche, er versucht, den Alltag nach den für solche Ferienorte üblichen Normen fortzusetzen – und es ist dieses ungeheuerliche Verhalten seines Protagonisten, mit dem Jestin das Unbehagen fühlbar macht, dass wir alle mitunter an mit Fröhlichkeit assoziierten Orten spüren.

Ganz ähnlich funktioniert jetzt auch sein zweiter Roman: Dem wortkargen Arthur fallen zwischenmenschliche Kontakte schwer, und in Gruppen fühlt er sich unwohl. Erst auf der Tanzfläche eines Clubs findet er einen Freiraum, wo Worte, Vertraulichkeiten und Humor keine Rolle spielen. Doch Arthur bleibt hängen: Er richtet sich in einem langweiligen Job ein, um jede Nacht in der Kleinstadtdisko verbringen zu können – doch gehen die Lichter des Klubs an, reicht es immer nur für One-Night-Stands oder kurze Affären. Jestin begleitet seinen Antihelden über mehrere Jahrzehnte ins La Plage – und wenn wir am Ende mit Arthur weinen, geht es auch um unseren eigenen unerfüllten Sehnsüchte.

Kein & Aber, 2023, 208 S., 23 Euro

Aus d. Franz. v. Sina de Malafosse

3. Demian Lienhard: Mr. Goebbels Jazz Band

Buchcover „Mr. Goebbels Jazz Band“ von Demian LienhardEs ist das Jahr 1940, und in Berlin wird ein so geheimer wie ungewöhnlicher Plan gefasst. Eine Swingband, zusammengesetzt aus Ausländern, Juden und weiteren Staatsfeinden, soll die eigentlich als „entartet“ geltende Musik aus den USA für ein ganz bestimmtes Publikum neu aufbereiten. Was klingt wie ein Einfall von Demian Lienhard, hat es wirklich gegeben: „Charlie and his Orchestra“ haben in den späteren Kriegsjahren jazzige Unterstützung für die Radiopropaganda der Nazis geliefert, als Begleitmusik für den Faschisten William Joyce, der als „Lord Haw-Haw“ durch die britischen Rundfunkwellen gespukt ist.

Lienhard verwandelt diese wahre Geschichte in einen Roman, der fast allzu leicht und vergnüglich daherkommt, denkt man die Hintergründe mit. Doch das stellt sich bald als Absicht heraus, denn in „Mr. Goebbels Jazz Band“ (kein Apostroph!) geht es auch um den gleichnamigen Roman, den ein Schweizer Schriftsteller namens Fritz Mahler über die Band schreiben soll – fürs Inland und als Ergänzung zur Auslandspropaganda. Mahler reist nach Berlin, trifft Joyce und die Bandmitglieder, tut sich allerdings schwer, einen roten Faden zu finden. Als er schließlich die Schreibblockade überwindet, ist der Krieg schon so gut wie vorbei …

Die Verbrechen der Nazis und die Gewalt des Krieges spart Lienhard fast vollständig aus und zeigt ein erstaunliches behagliches Berlin, in dem jede Nacht zu Jazz getanzt wird. Denn seine wahren Motive versteckt der Autor lange Zeit hinter mehreren Schichten Ironie und Humor – bis die Metaebenen in einem wahnwitzigen Finale einstürzen.

Frankfurter Verlagsanstalt, 2023, 320 S., 24 Euro

2. Tonio Schachinger: Echtzeitalter

Buchcover „Echtzeitalter“ von Tonia SchachingerEtwa dreieinhalb Jahre ist es nun her, dass Juan S. Guse einen Roman vorgelegt hat, der selbst Vergleiche mit David Foster Wallace nicht scheuen muss – und Guse eröffnet „Miami Punk“, indem er eine seiner Protagonistinnen eine Partie „Age of Empires 2“ zocken lässt. Es ist der furiose Auftakt eines dystopischen Textes, mit dem Guse eine Welt vermisst, in der immer mehr sinnstiftende Strukturen und Bedeutungen wegbrechen.

Im zweiten Roman von Tonio Schachinger spielt „Age of Empires 2“ sogar noch eine sehr viel zentralere Rolle: Auch der pubertierende Held Till sucht nach sinnstiftenden Strukturen – und die findet er vor allem in diesem Game, bei dem es in Echtzeit darum geht, Rohstoffe zu sammeln und Truppen zu formieren, sein Imperium mit Gewalt und Technologie über andere Imperien triumphieren zu lassen. Till nutzt das Spiel, um seiner Realität an einem Wiener Halbinternat zu entkommen und den Krebstod des Vaters zu verarbeiten. Und Till ist gut, schon bald wird er als jüngster Top-10-Spieler der Welt zur Internetberühmtheit.

Doch natürlich hat Till auch einen Gegenspieler in der nicht-virtuellen Welt: den konservativen und schwer bildungsbürgerlichen Lehrer Dolinar, der die Schüler:innen mit Überwachung und durchaus sadistischen Methoden zurück zur Reclamliteratur treiben will. Indem der 31-jährige Schachinger dieses Duell mit feiner Ironie beschreibt, transformiert er nicht nur den vermeintlich überkommenen Schulroman ins Jetzt. „Echtzeitalter“ ist auch ein sehr gegenwärtiges Portrait der so geschichtsträchtigen Stadt Wien.

Rowohlt, 2023, 368 S., 24 Euro

1. Alice Winn: Durch das große Feuer

Die besten Bücher im April 2023: Buchcover „Durch das große Feuer“ von Alice Winn Kurz nach dem Oscar-Regen für Edward Bergers neuerliche Verfilmung von Remarques „Im Westen nichts Neues“ kehrt Alice Winn mit ihrem Debütroman in die Schützengräben des Ersten Weltkriegs zurück. Kompromisslos protokolliert die in Brooklyn lebende Autorin das Gemetzel auf den Schlachtfeldern – und intensiviert den Schrecken, indem sie ihn mit einer zarten Liebesgeschichte kontrastiert.

Ausgangspunkt von „Durch das große Feuer“ ist das britische Eliteinternat Preshute. Hier wird zwangloser Sex zwischen den Jungen durchaus geduldet – wenn er denn im Verborgenen stattfindet und keine Liebe im Spiel ist. So bleibt die gegenseitige Anziehung von Sidney Ellwood und Henry Gaunt lange Zeit hinter dem Rezitieren von Poesie verborgen, und erst an der Front bekommen die unausgesprochen Gefühle eine neue Dringlichkeit.

Winn wechselt die Erzählperspektive, baut Briefe zwischen Heimat und Front und immer wieder die Nachrufe auf gefalle Jungen in der Schülerzeitung ein, um ihre schreckliche und zugleich so herzergreifende und kitschfreie Geschichte mit Reflexionen über Themen wie Klassismus, Patriotismus und Religion zu durchsetzen. Das ergibt den Spitzenplatz auf unserer Liste der besten Bücher im April 2023. Und apropos Oscar-Regen: Die Rechte für eine Verfilmung sind bereits verkauft.

Eisele, 2023, 496 S., 24 Euro

Aus d. Engl. v. Ursula Wulfekamp u. Benjamin Mildner

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