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Die besten Krimis 2021: Empfehlungen für den Juli

Die besten Krimis im Juli 2021

Mit diesen Thrillern sind die Ferien spannender: Die besten Krimis im Juli 2021 mit Andreas Winkelmann, Louisa Luna und Johannes Groschupf.

Andreas Winkelmann legt den vierten Krimi um Kommissar Jens Kerner vor: Ein Serienkiller hat es auf Joggerinnen abgesehen, die ihre Runden per GPS-Fitnesstrackern öffentlich auf Instagram teilen. Wird „Die Karte“ erwartungsgemäß unsere Liste der besten Krimis im Juli 2021 anführen? Konkurrenz könnte ihm Liam McIlvanney machen. Natürlich wird Liam an seinem verstorbenen Vater William gemessen werden, dessen Inspector-Laidlaw-Serie die sozialen Missstände im düsteren Glasgow der 1970/-80er gezeigt und damit den schottischen Noir begründet hat. Doch der Sohn hält dem Vergleich mit seinem Vater stand – und vielleicht schafft es „Ein frommer Mörder“ ja auch auf die Spitzenposition unserer Liste der besten Krimis im Juli 2021. ganz aktuelle Bezüge hat dagegen Johannes Groschupf auf seiner Seite. Der überdrehte Hier-und-Jetzt-Thriller und bitterböse Großstadt-Loser-Roman „Berlin Heat“ stellt klar: Nach der Pandemie kommt der Irrsinn zurück aus dem Lockdown. Außenseiterchancen auf einen Spitzenplatz auf unserer Liste der besten Krimis im Juli 2021 dürften auch „1981“ von Eloísa Días und „Tote ohne Namen“ von Louisa Luna haben.

Die besten Krimis im Juli 2021

7. Michaela Küpper: Berlin 1922 Crime Mysteries

Ein scharfer Blick für verräterische Details und gewiefte Kombinationsgabe sind gefragt, wenn man sich mit Polizeiassistentin Rosalie Menzel und dem erfahrenen Kommissar Gunther Hartmann messen will. Aber auch ohne die eingeschobenen Fragen beantworten zu können, lässt man sich bei den elf Kriminalfällen gerne ins Berlin der 1920er-Jahre entführen, dessen Milieus durch zahlreiche Illustrationen und historische Fotos stimmungsvoll zum Leben erweckt werden.

Ullmann, 2021, 224 S., 9,99 Euro

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6. Louisa Luna: Tote ohne Namen

Privatermittlerin Alice Vega hat eine Geheimwaffe im Kofferraum ihres Wagens liegen. Welche, sei nicht verraten, aber bislang hat sie noch jeden damit eingeschüchtert. Auch jetzt beim neuesten Fall in San Diego: Zusammen mit Ex-Polizist Max Caplan soll Vega die Morde an zwei mexikanische Teenagermädchen aufklären. Drogendealer, DEA-Agenten, korrupte Cops und Kartellkiller zeigen harte Kante – doch Vega hat immer „Option Kofferraum“ in der Hinterhand.

Suhrkamp, 2021, 444 S., 15,99 Euro

Aus d. Engl. v. Andrea O’Brien

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5. Eloísa Díaz: 1981

In den 80er-Jahren verschwinden in Argentinien viele Menschen spurlos. Auch der Bruder von Inspector Joaquín Alzada landet während der Militärdiktatur in einem der berüchtigten Gefängnisse, aus denen es keine Wiederkehr gibt. 20 Jahre später wird eine junge Frau als vermisst gemeldet, die zu einer reichen Familien gehört. Immer noch gilt: kein Leichnam, keine Untersuchung. Da kommt Inspector Alzada eine namenlose weibliche Tote wie gerufen …

Hoffmann und Campe, 2021, 320 S., 23 Euro

Aus d. Engl. v. Mayela Gerhardt

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4. John Mair: Es gibt keine Wiederkehr

Die besten Krimis im Juli 2021: Buchcover „Es gibt keine Wiederkehr“ von John Mair Niemals etwas zugeben, aus dem Stegreif Lügengeschichten erfinden und ohne Skrupel töten: Der Londoner Redakteur Desmond Thane hat genug Krimis gelesen. Er weiss, wie sich ein Agent in Notsituationen verhält. Natürlich rechnet der eitle Frauenheld nicht damit, dass ihm diese Kenntnis einmal hilfreich wird. Doch nachdem er eher unbeabsichtigt seine Geliebte Anna mit ihrem Halstuch erdrosselt hat, gerät er in die Fänge einer dubiosen Spionageorganisation. Dass Anna für diese tätig war, erfährt Desmond erst, als man ihn ins ländliche Hertfordshire verschleppt und dort unsanft verhört. Sein Trumpf: eine Kontaktliste, die er zufällig aus Annas Wohnung stibitzt hat und die für die Spione von enormer Bedeutung ist. Desmond ergreift die Chance zu einer halsbrecherischen Flucht, spielt seine Feinde gegeneinander aus, pfeift auf Patriotismus und nutzt kaltschnäuzig die ganze Politikposse zum eigenen Vorteil … Thrillerautor John Mair ist nur wenigen bekannt. Sechs Monate nachdem sein einziger Roman im Jahr 1941 veröffentlicht wird, stirbt der dandyhafte Brite mit nur 29 Jahren bei einem Unfall. So geriet auch sein egozentrischer Held Desmond Thane in Vergessenheit, der raffiniert als Gegenentwurf zu klassischen Agentenfiguren angelegt ist. Dank Herausgeber Martin Compart ist das ebenso zeitlose wie amüsante Husarenstück jetzt wieder verfügbar und mit einem lesenswerten Nachwort fachkundig eingeordnet.

Elsinor Verlag, 2021, 264 S., 18 Euro

Aus d. Engl. v. Jakob Vandenberg

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Die besten Krimis im Juli 2021

TOP 3

3. Liam McIlvanney: Ein frommer Mörder

Buchcover „Ein frommer Mörder“ von Liam McIlvanney50 000 Aussagen, Aktenberge und ein Phantombild nach der Beschreibung einer stockbesoffenen Zeugin: Sonderinspector McCormack soll im Glasgow des Jahres 1969 die Fehler der vermurksten Ermittlung analysieren, die trotz akribischer Polizeiarbeit noch immer nicht zur Ergreifung eines Serienkillers geführt hat. Schon Monate ist es her, dass der „Quäker“ das dritte junge Mädchen vergewaltigt und mit ihren Strumpfhosen erdrosselt hat. McCormack will sich zunächst nicht in den Fall einmischen, der für ihn schon längst ein Cold Case ist. In zeitgemäß verschwitzen Nylonhemden und verrauchten Einsatzräumen eckt er immer wieder bei Detective Goldie an, der sich von dem Besserwisser aus den Highlands bevormundet fühlt. Erst als ein viertes Opfer gefunden wird, erkennt McCormack, was sich hinter scheinbar widersprüchlichen Hinweisen verbirgt. Doch um einen Unschuldigen zu retten und den Täter zu stellen, muss er ein Geheimnis offenbaren, das seine Karriere beenden könnte … Natürlich wird Liam McIlvanney an seinem verstorbenen Vaters William gemessen werden, dessen Inspector-Laidlaw-Serie die sozialen Missstände im düsteren Glasgow der 1970er/-80er gezeigt und damit den schottischen Noir begründet hat. Doch freut es Aficionados klassischer Polizeiromane, wenn Liam auch den Erzählsound und die Ermittlertypen beim Vater abschaut, um sie dann elegant zu einem Stadtportrait zu verdichten. Liam McIlvanney nimmt für seinen clever verwickelten Whodunit die realen Suche nach dem Serienkiller „Bible John“ als Vorbild, der seine Opfer auch in einem Tanzlokal angesprochen und aus der Bibel zitiert hat. Doch anders als beim nicht eindeutig gelösten historischen Fall, kann der literarische Detective am Ende auf seinen Erfolg anstoßen …

Heyne, 2021, 448 S., 14,99 Euro

Aus d. Engl. v. Sabine Lohmann

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2. Johannes Groschupf: Berlin Heat

Die besten Krimis im Juli 2021: Buchcover „Berlin Heat“ von Johannes GroschupfAugust 2021, Berlin, 34 Grad: endlich Sommer. Und endlich kein Scheißmundnasenschutz mehr! Seitdem Covid 19 nicht mehr alles kalt stellt, kommen Hipster, Heiopeis und Provinzgirlies im Sauseschritt zurück, stopfen wieder ihre Fjällräven-Rucksäcke mit Hauptstadtplunder voll und sneaken von Party zu Party. Der dreißigjährige Berliner Tom Lohoff ist voll auf Ritalin und macht sowas wie Airbnb – nur in korrekt. Er hat Papis lässig abgeranzte Ex-Stasi-Wohnungen und Drogen-Naschis für die Touris am Start, steckt aber trotzdem bis zum Kragen seines Paisleyhemdchens in den Miesen. Finger weg vom Binge-Zocken in der Daddelbude und den Kombiwetten für die armenische Fußballliga! Statt Schulden lieber wieder Liebe machen: „Queen of the Muffins“-Marla ist blond wie Bier, bauchnabelgepierct und beim First-Date spitz auf einen Post-Corona-Fick oben im Baukran am Marheinekeplatz. Doch „King of Potsdamer“ Krasniqi wartet ungern auf die zwölf Riesen, die Tom säumig ist. Er schickt Zwiebelatem-Zef von Tirana-Inkasso – Nase schlecht gerichtet , „NO MERCY“ im Nacken tätowiert, und das Wort „Zahlungsaufschub“ versteht er nicht. Da kommen Ronny und Henne wie gerufen: Die wollen fix 2000 für Toms Absteige in Fennpfuhl abdrücken. Doch haben die beiden da nicht den entführten AfD-Heini im Schlepp? Tom denkt nicht an Politics, nur an schnelle Kohle. Jetzt noch Papi fünftausend aus der Tasche leiern und den Dealer David beklauen – schon reicht es fast für die Kreditrückzahlung an Krasniqi. Doch dann locht ihn die heiße Kommissarin Romina ein. Für Tom wird’s brenzlig, ein Nazispinner fällt aus dem 13. Stock, Uzi-Geballer in der Sexbar und ein Massaker am Brandenburger Tor … Johannes Groschupfs überdrehter Hier-und-Jetzt-Thriller und bitterböser Großstadt-Loser-Roman stellt klar: Nach der Pandemie kommt der Irrsinn zurück aus dem Lockdown – da hilft auch keine Zweifachimpfung! Und obendrauf gibt’s Berlin-Bashing vom Feinsten. Spannend auch, wer die zweitschlechteste Pizza liefert, wo man für die Pistazien-Zitronen-Schnitte entspannt vier Euro abdrückt, und was man diesen Sommer unter der Lieferandoweste trägt.

Suhrkamp, 2021, 253 S., 14,95 Euro

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1. Andreas Winkelmann: Die Karte

Buchcover „Die Karte“ von Andreas WinkelmannKommissar Jens Kerner wohnt ganz bei mir in der Nähe. Ein paar Straßen weiter könnte ich seinen roten Pick-up – die „Red Lady“ – an der Einfahrt zur „Plattenrille“ parken sehen oder ihn bei „Otto’s Burger“ im Grindelviertel treffen. Hat sich bislang leider noch nicht ergeben. Wenn ich morgens nach Altona in den Verlag fahre, nimmt Jens Kerner genau die andere Richtung zum 33. Kommissariat am Wiesendamm, und er ist dann auch oft noch abends im Einsatz. Trotzdem weiß ich aber, was er macht. Seit ein paar Jahren schreibt Krimiautor Andreas Winkelmann die ungewöhnlichen Fälle meines Nachbarn auf und macht daraus Bestseller. So manch irren Mörder hat Kerner in den letzten drei Büchern durch die Straßen nicht nur unserer Hood gejagt. In seinem neuesten Hamburg-Thriller pfeift er dabei ganz schön aus dem letzten Loch: nicht mehr ganz jung, unsportlich, leichtes Übergewicht – klar, geht mir ja auch so. Diesmal hechelt er einem Fahrradfahrer hinterher, der einen abgetrennten Fuß auf dem Gepäckträger seines Fahrrads hat. Doch das ist nur der Anfang: Ein Serienkiller hat es nämlich auf Joggerinnen abgesehen, die ihre Runden per GPS-Fitnesstrackern öffentlich auf Instagram teilen. Die rennen, ohne es zu wissen, buchstäblich um ihr Leben und stolpern in die Falle, die er ihnen stellt. Der Killer schnürt ihnen mit einem Hundehalsband die Luft ab und hält den Todeskampf mit Kamera und Stoppuhr fest: Fünf Minuten sind eine lange Zeit, wenn man den Tod vor Augen hat. Verrennt sich Kerner bei der Suche nach dem Grund für die perfiden Taten in die falsche Spur, kann er immer auf seine Kollegin Rebecca Oswald zählen. Die ist zwar offiziell nur Verwaltungsmitarbeiterin, aber ganz schön auf Zack. Weil sie nach einem Unfall im Rollstuhl sitzt, ist sie bei der Täterjagd vielleicht sogar noch ehrgeiziger geworden. Und – pssst: Privat läuft zwischen den beiden auch was! Bin gespannt, wie es da weiter geht. Mit dabei ist natürlich auch wieder Digital-Forensiker Hillmann-Tony, mit dem Jens ja oft so seine Schwierigkeiten hat. Doch ohne den nerdigen Computerfachmann würden manche Spur und wichtige Beweismittel glatt unentdeckt bleiben. So auch, dass der Täter auf einer Google-Stadtkarte per GPS-Drawing seine Morde ankündigt. Da läuft nicht nur Kerner die Zeit davon. Der Kommissar steht sogar vor der Entscheidung, ob er den Täter schnappen oder ein Opfer retten soll. Dabei bekommt er am Ende sogar noch eins mit der Bratpfanne verpasst. (Ich hab noch Kühlpacks, Kerner. Kann ich dir rasch vorbeibringen!) Trotz Beule kann aber auch dieser verzwickte Fall um eine späte Rache aufgeklärt werden. Im Stadtpark oder um die Alster joggen ist in diesen Sommer also erstmal wieder sicher. Keller und Oswald werde ich dort vermutlich aber nicht treffen. Die sind ganz schön aus der Puste und endlich mal zusammen in den Urlaub abgehauen. Doch bestimmt geht mein Nachbar schon ganz bald wieder auf Psychojagd …

rororo, 2021, 384 S., 12 Euro

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