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Die besten Krimis 2022: Empfehlungen für den Oktober

Die besten Krimis im Oktober 2022 Buchcover von Clemens Murath, Dorothy B. Hughes, Arno Alexander, Karin Slaughter, Yves Ravey, Tatjana Kruse

Wo lauert im Buchmessenmonat die größte Spannung? Die besten Krimis im Oktober 2022 mit Karin Slaughter, Clemens Murath und Tatjana Kruse.

Nach „Der Libanese“ legt Clemens Murath mit „Der Bunker“ seinen zweiten Frank-Bosman-Thriller vor. Steht damit automatisch fest, wer die Spitzenposition auf unserer Liste der besten Krimis im Oktober 2022 belegt?

Verhindern könnte das natürlich Karin Slaughter, die nach „Ein Teil von ihr“ einen weiteren Thriller mit Andrea Oliver raushaut.

Zudem werden zwei Klassiker wiederveröffentlicht: Dorothy B. Hughes (1904-1993) war zu ihrer Zeit eine erfolgreiche Hardboiled-Autorin, und jetzt zeigt die lesenswerte Neuauflage von „Ein einsamer Ort“, mit welchen Kniffen die US-Amerikanerin die männlich dominierte Figurenkonstellation des Genres aufgemischt hat. Zudem ist da Arno Alexander (1902-1937), der den Sound der Zeit getroffen und mit seinem „Detektiv Kranich“ eine eigenständige Figur im Genre erschaffen hat.

Auch ein ganz schmales Buch könnte es auf unserer Liste der besten Krimis im Oktober 2022 ganz nach oben schaffen: Mit „Die Abfindung“ braucht Yves Ravey gerade mal hundert Seiten, um ein elegantes Noir-Kammerspiel mit erzählerischer Tiefe vorzulegen.

Und schließlich sollte man niemals Tatjana Kruse unterschätzen: Mit ihren Krimödien hat sie einen ganz eigenen Sound etabliert, der für Fans von locker-heiterer Spannungsunterhaltung längst zum Gütesiegel geworden ist. Vielleicht hängt „Es gibt ein Sterben nach dem Tod“ sogar alle Konkurrent:innen ab und führt unsere Liste der Vesten Krimis im Oktober 2022 an.

Die bestem Krimis im Oktober 2022

6. Karin Slaughter: Die Vergessene

Die besten Krimis im Oktober 2022: Buchcover „Die Vergessene“ von Karin SlaughterIn ihrem ersten Einsatz als US-Marshal soll Andrea Oliver eine Richterin nach Morddrohungen beschützen. Oliver stößt dabei auf eine Verbindung zu einer brutalen Tat, bei der vor vierzig Jahren die Teenagerin Emily in der Nacht ihres Highschool-Abschlussballs sterben musste … Nach „Ein Teil von ihr“, dessen Verfilmung auch auf Netflix erfolgreich gelaufen ist, zeigt Karin Slaughter im neuen Thriller mit Andrea Oliver erneut ihre Bestform.

HarperCollins, 2022, 560 S., 24 euro

Aus d. Engl. v. Fred Kinzel

5. Arno Alexander: Detektiv Kranich

Buchcover „Detektiv Kranich“ von Arno AlexanderPrivatdetektiv Georg Kranich setzt Anfang der 1930er in Berlin auf seine unverfrorene Art und vertraut dabei immer auf eine ordentliche Portion Glück. Doch „Detektiv Kranich“ ist kein Retrokrimi, sondern Real Vintage, wie man heute so schön blöd wie treffend sagt. Das Zeitdokument lohnt sich als rare – und behutsam redigierte – Neuveröffentlichung eines neunzig Jahre alten (Heft-)Romans. An die typische Schreibe von Kutscher und seinen Epigonen gewöhnt, wirkt das alles ziemlich klamaukig, ist aber im besten Sinne unterhaltend. Krimiautor Arno Alexander (1902-1937) war damit im Sound der Zeit und hat mit seinem Kranich eine eigenständige Figur im Genre erschaffen. Vintagekrimis als neuer Trend?

Jaron, 2022, 240 S., 14 Euro

4. Dorothy B. Hughes: Ein einsamer Ort

Buchcover „Ein einsamer Ort“ von Dorothy B. HughesEinmal im Monat lauert der Würger abends seinen zufälligen Opfern an einsamen Orten auf, vergewaltigt sie und drückt ihnen die Kehle zu. Außer dem Muster eines Serientäters hinterlässt er weder Hinweise auf sein Motiv noch Spuren. Dorothy B. Hughes Klassiker von 1947 wurde ein paar Jahre später mit Humphrey Bogart verfilmt. Doch ist Hughes’ elegant erzählter Roman besser gealtert und erweckt mühelos eine Zeit zum Leben, in der sich in L.A. anscheinend jeder wie selbstverständlich beim Betreten einer Wohnung eine Fluppe ansteckt und sich den Highball reichen lässt.

Atrium, 2022, 268 S., 22 Euro

Aus d. Engl. v. Gregor Runge

Die besten Krimis im Oktober 2022

TOP 3

3. Yves Ravey: Die Abfindung

Die besten Krimis im Oktober 2022 Buchcover „Die Abfindung“ von Yves RaveyAuf gerade mal 112 Seiten zeigt Yves Ravey mit „Die Abfindung“, wie Noir geht. Wer neben einer Tankstelle wohnt, sollte keinen Molotowcocktail in deren Werkstatt werfen. Jean Seghers macht das trotzdem und begeht damit einen grausamen Mord: Verzweiflung, Wut und Eifersucht haben ihn dazu getrieben. Für seine Tankstelle an einer französischen Nationalstraße musste er einen Insolvenzantrag stellen, seine Frau Remedios flirtet mit dem dafür zuständigen Präsidenten des Handelsgerichts und hat gleichzeitig was mit seinem einzigen Angestellten, dem Automechaniker Usman. Der nervt zudem mit der längst überfälligen Auszahlung seiner Abfindung. Jean gerät in Rage, will sich aus der aussichtslos erscheinenden Lage befreien – nur um nach dem Mord an eine hartnäckig ermittelnde Versicherungssachverständige zu geraten …

Liebeskind, 2022, 112 S., 20 Euro

Aus d. Franz. v. Holger Fock u. Sabine Müller

2. Tatjana Kruse: Es gibt ein Sterben nach dem Tod

Buchcover „Es gibt ein Sterben nach dem Tod“ von Tatjana KruseBetriebliche Abschiedsfeiern bergen ja immer das Risiko, unkontrolliert zu entgleisen. So ergeht es auch Marketingmanagerin Bernhardine „Börnie“ Hess, die am Ende ihres letzten feucht-fröhlichen Tages bei Schön Cosmetics merkwürdig derangiert auf dem Büroboden zu sich kommt. Doch ist nicht der exzessive Alkoholgenuss Grund für ihren Blackout, sondern eine Zyanidvergiftung. Börnie muss verärgert feststellen, dass sie ermordet wurde und jetzt als körperloses Wesen wortwörtlich über den Dingen schwebt. Na, toll! So hat sie sich ihr Ende aber nicht vorgestellt, und ihr neuer Geist(es)-Zustand ist schon gewöhnungsbedürftig, da sie sich nicht mehr bemerkbar machen kann. Statt auf „Wolke sieben“ gespenstert sie in einem Zwischenzustand vor dem endgültigen Tod im Betrieb herum, erwischt ihren Yannick beim Afterworkfick mit der Kollegin und trifft bald auf die geschasste Putzfrau Jenny, die nach ihrem Suizid auch durch die Räume spukt. Von ihr erfährt Börnie, wie das mit der Teleportation so funktioniert und man über Medium Kai-Uwe mit den Lebenden kommuniziert. Als noch weitere Mitarbeiter ermordet werden, ermitteln Börnie, Jenny und der detektivisch unbedarfte Kai-Uwe gegen den Serientäter. Alles dreht sich um die Formel für ein revolutionäres Anti-Aging-Produkt auf einem USB-Stick, der unter anderem auch in Börnies Jacke vermutet wurde und sie so zum Kollateralopfer gemacht hat. Tatjana Kruse hat mit ihren Krimödien einen ganz eigenen Sound etabliert, der für Fans von locker-heiterer Spannungs-Unterhaltung längst zum Gütesiegel geworden ist. So punktet auch der „geistreiche“ Whodunit durch schräge Dialoge und eine pointenreiche Krimihandlung. Ob das ungewöhnliche Ermittlertrio in Serie gehen wird? Am Ende dreht Börnie dem Licht am Ende des Tunnels – und somit dem definitiven Abdriften ins Jenseits – demonstrativ den Rücken zu …

Haymon, 2022, 240 S., 15,90 Euro

1. Clemens Murath: Der Bunker

Buchcover „Der Bunker“ von Clemens MurathNach „Der Libanese“ fährt Clemens Murath in seinem zweiten Frank-Bosman-Thriller „Der Bunker“ wieder ordentlich Action auf. Good Cop or bad Cop? Diese Frage stellt sich bei Clemens Murath nicht. Ob in Berlins Bergmann-Kiez, den albanischen Bergen oder im tiefsten Sachsenwald – Frank Bosman handelt nach seinem ganz eigenen Kompass, bei dem er immer öfter die Orientierung verliert und physisch wie psychisch malträtiert dem K.O. entgegen wankt. Mit Ketamin vollgepumpt, von Tasern traktiert, enttäuscht von einem ehemaligen Gefährten und trauernd um eine Geliebte bleibt von dem harten Hund am Ende eher ein räudiger Köter zurück. Seine Frau nimmt ihm seine Besserungs-Versprechen nach einem gemeinsamen, aber verkrampft verlaufenen (Zwangs-)Urlaubs nicht ab. Schließlich lässt er sich kaum blicken. Wo er jetzt herkommt, wird Frank von seiner Frau Britta gefragt, als er mitten in der Nacht mit blauem Auge ins Bett kriecht. Seine Antwort: Arbeit.

Heyne, 2022, 432 S., 16 Euro

 

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