„Die wilde Zeit“ bei Arte
Frankreich, Anfang der 70er: Junge Aktivist:innen kämpfen für eine bessere Welt – doch das Leben kommt immer wieder in die Quere.
Während er im Unterricht sitzt, kerbt Gilles (Clément Métayer) mit dem Schlüssel ein Anarchismus-A in sein Pult. Nach der Schule verteilt er Pamphlete. Anfang der 70er-Jahre ist für den 18-Jährigen klar: Das System ist kaputt, radikale Änderungen müssen her. Gemeinsam mit seinen Freund:innen, darunter Christine (Lola Créton) und Alain (Félix Armand), nimmt er an Protesten und Demonstrationen teil, auch wenn er sich am liebsten ganz auf die Kunst konzentrieren würde. Die 68er wirken noch nach, im ganzen Land lehnt sich die Jugend gegen das Establishment, den Kapitalismus und den Vietnamkrieg auf.
Als sich Gilles und Christine ineinander verlieben, verkompliziert das die Sache. Auch mit Alain streitet sich Gilles über die politische Richtung ihrer Bewegung. Mit der Zeit macht er Erfahrungen mit avantgardistischer Kunst, experimenteller Musik und psychedelischen Drogen. Immer wieder geraten dabei seine revolutionären Ideale mit seinen persönlichen Beziehungen und Ambitionen in Konflikt …
Regisseur Olivier Assayas, geboren 1955, war 1968 selbst Teil des Pariser Mai. In „Die wilde Zeit“ von 2011 verarbeitet er die Erfahrungen von damals, doch sein erklärtes Ziel war es, dabei nicht in Nostalgie zu verfallen. Stattdessen versucht er mit seinem Drama, auch die Zerbrechlichkeit und Komplexität von Idealen zu illustrieren – gerade, wenn es um die Wechselwirkung zwischen Politik und Kunst geht.