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Dirk Maassen: Musik als Sprache

Dirk Maassen
(Foto: Markus Werner)

Dirk Maassen gehört hierzulande zu den meistgehörten Pianisten. Was auch daran liegt, dass er in seinen Kompositionen ganz offen über seine Gefühlswelt spricht.

Dirk, deine Musik wird häufig als Neoklassik bezeichnet. Fühlst du dich mit dem Begriff wohl?

Maassen: Die Menschen brauchen ja häufig eine Schublade, um etwas einordnen zu können. Ich habe Musik nie gemacht, um irgendein Genre zu bedienen. Aber ich kann damit leben, wenn Neoklassik als ein Genre verstanden wird, das verschiedene Stilrichtungen bedient: Pop, Jazz und natürlich auch Klassik. Dann trifft der Begriff auch auf meine Musik zu.

Gibt es einen Begriff, den du als passender empfindest?

Maassen: Ich glaube, auch für Kritiker ist es manchmal schwer, diese Musik zu greifen. Die kommen dann aus einem Klavierkonzert, und nur weil ein klassisches Instrument gespielt wird, vergleichen sie die Musik mit Klassik. Ich finde, das ist schon von Anfang an ein Fehler. Ich habe nicht den Anspruch, klassische Musik zu machen, sondern würde es als Popmusik bezeichnen.

Auf deinem neuen Album „Ocean“ geht es auch um sehr persönliche Themen wie etwa die Erkrankung deines Vaters. Ist es nicht schwer, solche Themen zu behandeln, ohne Worte zu benutzen?

Maassen: Das sind ja Themen, die sich sehr stark in meiner Gefühlswelt abspielen. Das Stück „Feather“ habe ich für meinen Vater geschrieben, nachdem er einen Schlaganfall erlitten hatte. Ich denke, ich kann solche Dinge für mich besser in der Musik ausdrücken als in Worten. Gleichzeitig ist „Feather“ natürlich auch ein recht abstrakter Titel, zu dem jeder einen ganz eigenen Bezug entwickeln kann.

Was kommt zuerst: der Gedanke oder das Spiel am Klavier?

Maassen: In der Regel setze ich mich an das Klavier und improvisiere. Der Prozess ist, dass etwas von außen in mich eindringt. Das können Naturerlebnisse oder auch zwischenmenschliche Erfahrungen sein. Dann findet ein gewisser Verarbeitungsprozess statt, und ich materialisiere mein Empfinden wieder in etwas Wahrnehmbares wie Musik.

Interview: Stefan Grüll

Morgen, am 12. 4., spielt Dirk Maassen ein Konzert im Livestream auf Facebook. Den Stream findet ihr auf der Seite von Sony Classical.

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