Zum Inhalt springen

Wegen Antisemitismus: documenta baut Banner ab

documenta Antisemitismus
(Credit: @tipBerlin_art auf Twitter)

Das Werk „People’s Justice“ des Kollektivs Taring Padi wird nicht länger auf der documenta fifteen gezeigt. Die Leitung hat sich entschuldigt.

  • Die documenta fifteen in Kassel hat das umstrittene Banner „People’s Justice“ von Taring Padi abgebaut.
  • Das Werk enthält antisemitische Karikaturen.
  • Generaldirektorin Dr. Sabine Schormann hat sich für den Eklat entschuldigt.

Schon im Vorfeld der documenta fifteen gab es Debatten über Antisemitismus. Das galt insbesondere für die indonesische Gruppe ruangrupa, die in diesem Jahr die Kuratierung übernommen hat. Doch zunächst hat die Kunstausstellung in Kassel ihren vorgesehenen Lauf genommen. Dann aber ist Kritik gegen ein bestimmtes Werk laut geworden. Es handelt sich um das Banner „People’s Justice“ des indonesischen Kollektivs Taring Padi.

Darauf ist unter anderem die Karikatur eines Soldaten zu sehen, der ein Schweinegesicht hat und auf dessen Helm „Mossad“ steht, auf seinem Halstuch ein Davidsstern. Auch ein Mann mit jüdisch-orthodoxen Schläfenlocken ist zu sehen, auf dessen Hut „SS“ steht und der rote Augen und Vampirzähne hat. Der Vorwurf: Es handelt sich um eindeutig antisemitische Motive, wie sie schon von den Nazis verwendet wurden. Kritik kam etwa vom Förderkreis „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ sowie vom Internationalen Auschwitz Komitee. Doch auch die deutsche Medienlandschaft, von konservativen Medien wie der „Welt“ bis hin zur linken „taz“, ist sich einig, dass es sich um Antisemitismus handelt.

Erst abgedeckt, dann abgebaut

Die documenta hat in der Folge Konsequenzen gezogen. Zunächst hat sie das Werk mit einem schwarzen Tuch verdecken lassen. Das sei in Absprache mit Taring Padi geschehen, wie es in einer Pressemitteilung heißt. Zugleich versucht das Kollektiv, sich zu erklären: Das Werk wirke in einem europäischen Kontext anders als ursprünglich intendiert. „Alle auf dem Banner abgebildeten Figuren nehmen Bezug auf eine im politischen Kontext Indonesiens verbreitete Symbolik, z.B. für die korrupte Verwaltung, die militärischen Generäle und ihre Soldaten, die als Schwein, Hund und Ratte symbolisiert werden, um ein ausbeuterisches kapitalistisches System und militärische Gewalt zu kritisieren“, schreibt es. „Wir sind traurig darüber, dass Details dieses Banners anders verstanden werden als ihr ursprünglicher Zweck. Wir entschuldigen uns für die in diesem Zusammenhang entstandenen Verletzungen.“

Ganz so einfach von einem europäischen Kontext zu trennen, ist das Werk jedoch nicht. „Der Ursprung dieser Art von Karikatur ist definitiv Europa“, sagte die Journalistin Elke Buhr dem NDR. „Das hat sich aber weltweit als Chiffre für die kapitalistische Ausbeutung verbreitet.“

Inzwischen ist die Leitung der Ausstellung noch weiter gegangen. Sie hat beschlossen, „People’s Justice“ komplett abzubauen. „Das hätte nicht passieren dürfen“, heißt es dazu in einem Statement von Dr. Sabine Schormann, der Generaldirektorin der documenta. „Allen Beteiligten, das möchte ich nochmal ausdrücklich betonen, tat und tut es außerordentlich leid, Grenzen überschritten und Gefühle verletzt zu haben. Ausdrücklich entschuldigen wir uns auch dafür, dass die antisemitischen Darstellungen nicht vor der Hängung der Arbeit erkannt wurden“, schreibt sie. „Antisemitische Darstellungen dürfen in Deutschland, auch in einer weltweit ausgerichteten Kunstausstellung, keinen Platz haben.“

Beitrag teilen:

Mehr Kulturhighlights imkulturnews.letter

Jetzt kostenlos abonnieren