Donkey Kid: Der Moment, in dem Kultur sein Leben verändert hat
Der 22-jährige Donkey Kid gehört zu den spannendsten Newcomer:innen dieses Landes. Wir haben mit ihm über den Moment gesprochen, in dem Kultur sein Leben verändert hat.
Vor ungefähr sechs Jahren habe ich Steve Lacy für mich entdeckt. Der ist ja auch noch superjung und nur ein paar Jahre älter als ich. Mit 16 habe ich also seine „Demo“-EP gehört – und die hat mich einfach total umgehauen. Danach habe ich mich dann ein bisschen intensiver mit ihm beschäftigt und gecheckt, dass er das alles nur mit seinem Handy macht. Mit seinem iPhone hat er auch etwa Songs für Kendrick Lamar aufgenommen, die dann für einen Grammy nominiert worden sind.
Das hat mir gezeigt, dass es wirklich nur auf die eigene Idee und das Talent ankommt. Mit den simpelsten Mitteln kannst du zu Hause im Schlafzimmer so viel auf die Beine stellen. So bin ich durch Steve Lacy dann auch auf die Idee mit dem Donkey-Kid-Projekt gekommen. Es war wirklich ein Befreiungsschlag: Vorher habe ich immer gedacht, du brauchst Leute, Kontakte und ein Studio, wenn du das machen willst.
„Steve Lacy hat mir gezeigt, dass es wirklich nur auf die eigene Idee ankommt.“
Ich finde Steve Lacy auch weiterhin total cool, mittlerweile ist er ja extrem groß geworden. Klar, er hatte immer eine treue Hörerschaft, aber durch TikTok sind „Dark Red“ und „Bad Habit“ so richtig krass explodiert. Damit ist er dann auch nicht wirklich gut klargekommen. Plötzlich waren bei seinen Konzerten ganz viele Teenies, die nur diese beiden Songs gekannt haben – und die nicht mal vollständig, sondern nur die entsprechenden 30 Sekunden. Er hat sich dann ziemlich komisch verhalten, Shows abgebrochen oder iPhones von Fans weggeschmissen.
Ich kann schon nachvollziehen, dass es ihn nervt, wenn er auf diese wenigen Sekunden reduziert wird und nicht sein ganzes Werk gesehen wird. Anderseits denke ich aber auch: Deine Tourneen sind ausverkauft, es gibt schon Schlimmeres. Das ist dann doch ein ziemliches Diva-Verhalten. Aber klar, ich würde mich natürlich auch freuen, wenn ganz viele jetzt mein Debütalbum von Anfang bis Ende hören und sich nicht nur einzelne Songs in ihre Playlisten ziehen.