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„Durch die dunkelste Nacht“ von Hervé Le Corre

Buchcover „Durch die dunkelste Nacht“ von Hervé Le Corre

„Durch die dunkelste Nacht“ von Hervé Le Corre ist eine vertraut anmutende Großstadtmelange, mit der der französische Krimiautor mit morbider Schönheit oftmals auch übersehene Seiten von Menschlichkeit offenlegt.

Mit einer Wucht, die lange nachhallt, stellt „Durch die dunkelste Nacht“ von Hervé Le Corre klar: Nicht jeder wird die Morgendämmerung erleben.

„Durch die dunkelste Nacht“ von Hervé Le Corre ist unser Krimitipp der Woche.

Der Tag geht, und die Gewalt kommt. Bei Louise steht immer wieder ihr Ex Lucas vor der Tür. Tags­über putzt sie bei alten Leuten, abends muss sie als Frustabtreter nicht nur die Wange hinhalten. Da ist für ihren kleinen Sohn Sam längst Schlafenszeit – doch ist es meist viel zu laut. Wenn Louise ihm später eine gute Nacht wünscht, erkennt Sam an ihren blauen Flecken, dass sie wohl keine haben wird. Hier in Bordeaux biegen nächtens keine Traum­prinzen um die Ecke, und Louise gerät immer wieder an den Typ klassisches Arschloch. Die zehren an der Energie, die sie für Sam so nötig braucht – und rauben ihr jegliche Hoffnung.

Auch in den Augen von Polizei-Commandant Jourdan ist Müdigkeit erkennbar. Er glaubt schon lange nicht mehr an Gesetz und Gerechtigkeit. Zu oft musste er Gesichter sehen, die er nicht mit einer Bett- sondern mit einer Rettungsdecke bedeckt hat. Er pusht sich durch riskante Allein­gänge und hat sich dabei längst nicht nur beruf­lich in einer Sackgasse verrannt: Seine Frau verlässt ihn, weil er öfter über den Akten einschläft als bei ihr. Sadismus, Selbstjustiz und Rache greifen um sich, alle Sicher­ungen brennen durch: Eine Leiche liegt im Kofferraum eines Renaults. Eine Zwanzigjährige bekommt von einem Frauenkiller mit Zwangs­störungen auf der regennassen Straße ein Messer in den Hals gerammt. Auf einem dunklen Parkplatz klatscht ein Base­ballschläger in ein Gesicht. Das alles verdichtet der französische Krimi­autor Hervé Le Corre zu einer vertraut an­mu­tenden Großstadt-Melange, in der er jedoch mit morbider Schönheit oftmals auch übersehene Seiten von Menschlichkeit offenlegt. Flackert für Louise und Jourdan doch noch ein gemeinsamer Lichtblick auf? Mit einer Wucht, die lange nach­hallt, wird klar: Nicht jeder wird die Morgen­­dämmerung erleben.

Mit „Durch die dunkelste Nacht“ hat es Hervé Le Corre auf unsere Liste der besten Krimis im März 2023 geschafft.

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