Eine Chance für die Liebe: Emil Bulls im Interview zu „Love will fix it“
Mit ihrem aktuellen Album tragen die Emil Bulls ein bisschen Zuversicht in die Welt. Dabei hätte die bayrische Nu-Metalband noch einige Rechnungen offen …
Christoph, Stephan, seid ihr nach zehn Alben und einer fast 30-jährigen Karriere als etablierte Nu-Metalband überhaupt noch aufgeregt vor einem Release?
Christoph „Christ“ von Freydorf: Klar. Diese Aufregung ist noch vor jedem Konzert und jedem Release da. Wenn ich das nicht mehr hätte, würde ich sofort aufhören. Dass wir das nach 28 Jahren immer noch machen, ist auf jeden Fall eine Leistung …
Stephan Karl „Moik“: … eine Leistung und sehr unvernünftig! (lacht)
Euer aktuelles Album „Love will fix it“ ist schlussendlich zwar sehr versöhnlich, startet aber mit einer Abrechnung. An wen ist die gerichtet?
Christ: Über die Pandemie hat sich mit Sicherheit einiges angestaut, das dann auf einen Schlag rausmusste. Daher sind einzelne Songs auch härter denn je. So eine Abrechnung ist dann eher allgemein gemeint: In diesen fast 30 Jahren im Business begegnen einem einfach ganz viele uncoole Leute, die einen ausnutzen und alles andere als loyal sind.
Der Song „Levitate“ ist dann der zuversichtliche, poppige Bruch, der das Album in eine positive Richtung drängt. Nicht umsonst trägt das Album diesen Titel.
Christ: Wir wollten in dieser dunklen Zeit mit den ganzen Krisen, Kriegen und der Pandemie kein düsteres Album machen. Unser Anliegen ist es, den Leuten zu zeigen, was für eine Macht die Liebe sein kann. Also: Tragt ein bisschen Liebe in die Welt hinaus!
Schaut man in die Kommentarspalten eurer Videos, ist es auffällig, dass man dort auch fast nur auf Liebe stößt. Und da kommen die Kommentare auch aus Vietnam, Mexiko, Brasilien und von sonst wo.
Christ: Da denkt man sich: Wow, wie geil ist das denn! Aber gleichzeitig: Verdammt, wieso wurde es uns in all den Jahren nicht vergönnt, auch in diesen Ländern auf Tour zu gehen? Da ist noch ganz viel Luft nach oben. Aber natürlich fällt uns auf, was für eine nette Community wir haben.
Ihr betreibt mit einem eigenen Band-Podcast auch so was wie aktives Community-Building. Habt ihr manchmal Angst davor, euch damit zu entzaubern?
Christ: Da hab ich tatsächlich auch schon drüber nachgedacht, mir aber nie Sorgen gemacht. Wir sind in dem Podcast einfach, wie wir sind. Wir haben kein Problem damit, nicht die Metal-Tough-Guys zu sein und auch Schwächen und Rückschläge einzugestehen.
In einer Folge sprecht ihr darüber, wie schwer es als bayrische Band ist, einen Sober-October einzulegen. Macht ihr denn jetzt wenigstens einen Dry-January?
Moik: Also ’n Dry-January wird es mit Sicherheit nicht geben – wir sind im Januar schließlich auf Tour. Du siehst: Wir Bayern finden immer einen guten Grund, Bier zu trinken. (lacht)