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Eine schrecklich nette Familie: Fat White Family im Interview

PC - Louise Mason - Fat White Family - Album Announce - 300 DPI
(Foto: Louise Mason)

Lias Saoudi von der Fat White Family will nicht länger die Parodie eines Rockstars sein. Doch dem Schatten John Lennons entkommen die Postpunker trotzdem nicht.

Lias, „Forgiveness is yours“ war eine schwere Geburt, denn Gründungsmitglied Saul Adamczewski ist komplett ausgestiegen. Wie habt ihr es trotzdem geschafft, die Platte zu beenden?

Lias Saoudi: Ein mächtiger Motivator ist auf jeden Fall die Angst davor, wieder Sozialhilfeempfänger zu werden. Die Probleme selbst haben wir nicht gelöst, sie waren zu grundlegend. Das ganze Projekt Fat White Family war ja immer nur eine Art safe space für arrested development. Dass das ganze dann irgendwann völlig außer Kontrolle geraten ist, war natürlich vorhersehbar. Der Boden für dieses Album war ein Sumpf aus Psychosen, Paranoia, Drogenmissbrauch und Gewalt. Wobei es auch gute Momente gab.

Brauchen Fat White Family die Krise, um zu existieren?

Saoudi: Vor kurzem bin ich 38 geworden, es gibt andere Krisen, mit denen ich mich gern mal auseinandersetzen würde. Ich persönlich habe das Gestreite und die Spielchen satt. In der Pandemie habe ich mehr Texte geschrieben, die nichts mit der Band zu tun hatten. Dadurch erkenne ich jetzt besser, dass wir Gefahr gelaufen sind, zu einer Parodie einer Parodie zu verkommen. Ich hätte nicht so weitermachen können, meine Seele weist das zurück.

Der Track „John Lennon“ ist auch eine Auseinandersetzung mit dem Rockstar-Mythos. Wie viel Wahrheit steckt darin?

Saoudi: Ich war bei Sean Lennon zu Besuch in Upstate New York, um an den Lyrics für das Album „Insecure Men“ zu arbeiten, das er mit Mitgliedern von Fat White Family aufgenommen hat. Zu der Zeit habe ich eine Menge Ketamin genommen. Plötzlich kommt Yoko Ono rein, der ich noch nie zuvor begegnet bin. Sie war müde, und Sean hat ihr eine Massage gegeben. Ein echt schöner Moment, aber ich dachte nur: Das ist das Seltsamste, das ich je erlebt habe! (lacht) Danach meinte sie, ich würde sie an ihren Mann erinnern. Und ich war total high, es war bizarr. Aber auch total traurig, fand ich. Da kam mir die Idee, dass John seit 40 Jahren allein im Jenseits ist und nach ihr ruft.

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