Fat White Family: Serfs up!
Für ihr drittes Album „Serfs up!“ hat sich die Fat White Family viel vorgenommen: Die Londoner Postpunkband um Sänger Lias Saoudi wollte ein Popalbum machen.
Sex, Drugs & Rock’n’Roll gilt als überkommen. Aber wenn die Fat White Familyaus London eine der letzten Bastionen dieses Dreiklangs und trotzdem eine der spannendsten Bands Großbritanniens ist, dann liegt das auch daran, dass ihre berüchtigten Liveshows aus Sperma, Scheiße, Schweiß und Geschrei ohne muffige Selbstglorifizierung auskommen. Dreieinhalb Jahre sind seit dem letzten Album vergangen, und es ist viel passiert: Saul Adamczewski, neben Sänger Lias Saoudi und dessen Bruder Nathan die dritte kreative Kraft, wurde aufgrund seiner Drogenprobleme zwischendurch rausgeschmissen, und erst kurz vor Beginn der Aufnahmen zur dritten Platte ist er zu der mittlerweile siebenköpfigen Band zurückgekehrt. Heute beschreibt er die Zusammenarbeit als psychischen und physischen Entgiftungsprozess. „Wir arbeiten viel gleichberechtigter, alle sind an allem beteiligt“, erzählt der Gitarrist – nicht ohne klarzustellen, dass die Band von Love & Peace noch immer weit entfernt sei. „Die Herausforderung lautete: Können wir ein Popalbum machen?“, – und die knappe Antwort lautet: Sie können. „Serfs up!“ (VÖ 19. 4.) ist opulent, extravagant und das Gegenteil von Lo-Fi, mit Beach-Boys-Harmonien, Discobeats, Streichern und Chören – aber noch immer rau und derangiert genug, um der Band ihre Identität zu lassen. Hat die Fat White Famiy dem Exzess vollständig abgeschworen? „Nein“, stellt Adamczewski klar, „nur dem Heroin“ – und da ist man dann doch ein bisschen beruhigt. msb