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„Filmriss“ von Charles Willeford

Buchcover „Filmriss“ von Charles Willeford

Seinen Noir „Filmriss“ aus dem Jahr 1960 komponiert Charles Willeford filmgemäß mit Überblendungen, Schnitten und Montagen.

In „Filmriss“ treibt Charles Willeford die Fallhöhe genüsslich immer weiter nach oben, um seinen skrupellosen Helden schließlich abstürzen zu lassen.

„Filmriss“ von Charles Willeford ist unser Krimitipp der Woche.

Zupacken und machen – dann kommt der Erfolg von ganz alleine: Davon ist der gewiefte Gebrauchtwagenhändler Richard Hudson überzeugt. Beruflich wie privat vertraut er auf seinem Instinkt, dem er selbstsüchtig und skrupellos folgt und sich dabei auf seine manipulative wie verschlagene Art verlässt. In den 1950er-Jahren führt ihn sein Weg von San Francisco nach L.A., nachdem er mit einen übernommenen Autopark einen fetten Gewinn abgesahnt hat. Hudson setzt bereits zum nächsten Karrieresprung an: ein eigener Film, den er mit Starthilfe seines Stiefvaters Leo produzieren will. Dazu kehrt er zurück zu seiner Mutter, die mit ihren Ballettkünsten noch immer große Faszination auf ihn ausübt. Der bullige Hudson wagt sogar einen spontanen Tanz mit ihr. In gnadenloser Selbstüberschätzung traut er sich eben einfach alles zu.

So lebt er seine Kreativität aus und kommt der Verwirklichung des amerikanischen Traums von Erfolg und Ruhm tatsächlich näher. Nebenbei vernascht er hemmungslos Frauen jeglichen Alters – nur um sie anschließend gelangweilt fallen zu lassen. Seine wild pubertierende Stiefschwester Becky erlebt ein überschnelles erstes Mal, seine Sekretärin wird gleichgültig geschwängert. In seinem Noir aus dem Jahr 1960 treibt Charles Willeford die Fallhöhe genüsslich immer weiter nach oben – um Hudson dann natürlich abstürzen zu lassen. Als die Filmfirma seine Drehbuchideen sabotiert, merkt der Möchtegern-Filmemacher, dass er nicht alles erreichen kann. Er versucht, sich an der ungerechten Welt zu rächen … Stilistisch komponiert Willeford seinen Roman filmgemäß mit Überblendungen, Schnitten und Montagen – bis hin zum titelgebenden Filmriss, durch den Hudson als tragisches Opfer einer verhängnisvollen Selbsttäuschung letztlich zum bizarren Schlussbild seines eigenen Films wird …

Mit „Filmriss“ hat es Charles Willeford auf unsere Liste der besten Krimis im Januar 2024 geschafft.

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