Gedenken an Josima: „Non Fiction“ von Hania Rani
Mit ihrem ersten Klavierkonzert setzt Hania Rani den Opfern von Krieg und Genozid ein Denkmal – in Vergangenheit und Gegenwart zugleich.
Gleich zwei große Wagnisse geht Hania Rani mit „Non Fiction“ ein. Zum einen hat die Komponistin, die für ihre neoklassischen Stücke zwischen minimalistischem Klavier und House bekannt geworden ist, erstmals ein Klavierkonzert geschrieben und mit einem Orchester gearbeitet. Zusätzlich hat sie sich dafür auch noch Themen ausgesucht, an denen sich Komponist:innen seit langer Zeit die Zähne ausbeißen: Krieg, Gewalt und Genozid.
„Non Fiction“ von Hania Rani: Inspiriert von 13-jähriger Komponistin
Inspiriert haben Rani die Stücke von Josima Feldschuh, einer Pianistin und Komponistin, die 1943 mit gerade einmal 13 Jahren verstorben ist, nachdem sie aus dem Warschauer Ghetto geflohen war. Doch auch die Krisen unserer Gegenwart sind eingeflossen, namentlich die Kriege in der Ukraine und in Palästina. „Wenn man die Bilder der zerstörten Stadt Warschau aus dem Zweiten Weltkrieg mit den Bildern des verwüsteten Gaza-Streifens von heute vergleicht, sind die Aufnahmen so verblüffend ähnlich, dass sich kaum erkennen lässt, um welchen Ort oder welche Zeit der Geschichte es sich handelt“, sagt Rani.
Unter diesem Eindruck ist das Klavierkonzert entstanden, bei dem Rani am Piano vom Manchester Collective unter der Leitung von Hugh Tieppo-Brunt begleitet wird. Es ist zu großen Teilen abstrakte Musik, die Rani komponiert hat, die klassischen Klänge werden von Saxofon und subtilen elektronischen Verfemdungen in die Gegenwart geholt. Ob sich das Leid der Vergangenheit und Gegenwart damit vollständig einfangen lässt? Wohl kaum. Aber „Non Fiction“ setzt nichtsdestotrotz ein starkes Zeichen für Mitgefühl.