„Dunkle Verbindungen – Lost in Fuseta 6“ von Gil Ribeiro
Selbst an der Algarve gibt es Verbrecher: Mit „Dunkle Verbindungen“ führt uns Gil Ribeiro wieder zu den Schattenseiten des vermeintlich ruhigen Küstenstreifens.
„Dunkle Verbindungen – Lost in Fuseta 6“ von Gil Ribeiro ist unser Krimitipp der Woche.
Wer im Algarve-Urlaub jemals eine Dose Insektenspray erworben und eingesetzt hat, mag an der Friedfertigkeit des angeblich so entspannten Küstenvölkchens zweifeln. Denn was sich da grausam-gelblich als Sprühnebel des Todes über lästige Blutsauger und ekeliges Kriechgetier legt, lässt bei unsachgemäßer Anwendung durchaus auch Zweibeiner aus den Espadrilles kippen – und würde andernorts zweifelsohne als zu ächtende Chemiewaffe eingestuft.
Vielleicht ist Holger Karsten Schmidt so auf die Idee zu seiner erfolgreichen „Lost in Fuseta“-Krimireihe gekommen, die er unter dem Pseudonym Gil Ribeiro schreibt und mit ihr weit mehr als die leichte Brise der üblichen Urlaubskrimis versprüht. Zwar ist das Risiko eher gering, hier einer Gewalttat zum Opfer zu fallen, doch auch im Fischerdorf Fuseta an der Ost-Algarve gibt es Leichen vor schöner Landschaft. Im Mittelpunkt steht der Hamburger Kommissar Leander Lost, der durch ein Austauschprogramm von Europol an die Algarve arbeitet. Und wie jeder anständige Ermittler hat auch er einen Knacks: Als Asperger-Autist punktet der korrekte Deutsche zwar im Job mit fotografischem Gedächtnis und einem brillanten Kombinationsvermögen, doch zwischenmenschlich hapert es arg. Humor und Ironie entgehen ihm, Smalltalk muss er mühsam erlernen, und Lügen sind ihm nicht möglich.
Diesmal kommt sogar der sonst so beherrschte Lost ins Schwitzen
Trotzdem – soviel Cosiness darf sein – hat es mit der Liebe zu Soraia geklappt, und im sechsten Band stehen eine gemeinsame Wohnung und Hochzeit auf dem Programm. Natürlich ruft dann doch die Pflicht und diesmal kommt selbst der sonst so beherrschte Lost ins Schwitzen: Aus dem Tod einer deutschen Hausverwalterin und einem brutalen Überfall auf einen Geldtransporter entspinnt sich ein komplexer Fall, der bis in die Reihen der Polizei reicht. Bei einer Schießerei verliert Polizist Duarte durch eine Kopfwunde sein Gedächtnis, und Losts Schwägerin und gleichzeitige Vorgesetzte Graciana Rosado sieht Parallelen zu einem ungelösten Verbrechen, bei dem sie vor Jahren ihren Bruder verloren hat.
In „Dunkle Verbindungen“ führt Gil Ribeiro wieder humorvoll und hintergründig durch die spannenden Ermittlungen
Gil Ribeiro führt zugleich humorvoll wie hintergründig durch die spannenden Ermittlungen, welche wegen der portugiesischen Lebensart und südländischer Szenerie immer eine gewisse Leichtigkeit behalten. So saust Lost schnittig auf seiner Ducati Scrambler, lässt im Fahrtwind die Lederkrawatte flattern und bestimmt mithilfe des Grillenzirpens die Temperatur. Und natürlich gerät er durch seine Asperger-Veranlagung stets in Situationen, die ihm das Leben schwer machen. Doch gerade deswegen ist Leander Lost ja auch von Gil Ribeiro an die Algarve versetzt worden.
„Dunkle Verbindungen – Lost in Fuseta 6“ ist unser Krimitipp der Woche. Zuletzt haben wir an dieser Stelle „Die Guten und die Toten“ von Kim Koplin vorgestellt.