Zum Inhalt springen

Hängen mit Hayao: Melody’s Echo Chamber über „Unclouded“

Melody's Echo Chamber
Melody's Echo Chamber (Foto: Diane Sagnier)

Auf ihrem vierten Album ist Melody Prochet alias Melody’s Echo Chamber so sehr bei sich wie noch nie. Dabei hat ihr ein legendärer Regisseur geholfen.

Melody, der Titel deines Albums „Unclouded“ entstammt dem Hayao-Miyazaki-Klassiker „Prinzessin Mononoke“. Was hat ein Anime aus dem Jahr 1997 mit deiner Musik zu tun?

Melody Prochet: Für diesen Titel habe ich mich relativ spät entschieden. Was ich daran liebe, ist die Philosophie, das Gute im Bösen und das Böse im Guten zu sehen. Es geht darum, die Balance zu halten. Wir alle haben Wolken – unbewusste Urteile, die unsere Sicht trüben –, und müssen arbeiten, um sie zu überwinden.

Was ist deine Beziehung zu Miyazaki?

Prochet: Wann immer ich seine Filme schaue, fühle ich mich einfach gut. Er lässt immer mehrere Sichtweisen zu, was ich sehr inspirierend finde – diese Bescheidenheit. Und ich liebe seinen Respekt vor der Natur, wenn seine Figuren etwa den Bäumen danken. Ich wollte, dass mein Album so gemütlich ist wie seine Filme: die Katze auf den Knien, ein Häuschen, bei dem Moos die Wände hinaufklettert … (lacht)

Schon auf deinem letzten Album „Emotional Eternal“ ist es dir um Zugänglichkeit und Gleichgewicht gegangen. Ist „Unclouded“ eine Fortsetzung dieses Prozesses?

Prochet: Für mich schließt sich eher ein Kreis zu meinem ersten Album. Im Vorfeld habe ich mich hingesetzt und überlegt, was bei meinen vorherigen Platten gefehlt hat. Dieses Mal hatte einen konkreten Plan: Ich wollte, dass man vom Flow der Musik mitgerissen wird. Also habe ich mich stärker als sonst auf die Drums fokussiert, weil dieses Instrument eine fast magische Kraft hat. Wenn ich das Schlagzeug von Malcolm Catto höre, will ich einfach nur tanzen. Und zugleich kann ich als Sängerin quasi über diesen Rhythmus hinwegschweben. Ich mag diese Dualität zwischen dem Erdigen und dem Ätherischen.

Sault, Cleo Sol, Little Simz, Tyler, The Creator als Vorbilder

Die Drums sind mir aufgefallen, weil sie zeitweise richtig nach HipHop klingen.

Prochet: Ich habe in letzter Zeit auch viel HipHop gehört: Sault, Cleo Sol, Little Simz, Tyler, The Creator. Mein Koproduzent Sven Wunder und ich hatten viel Spaß daran, das alles zu verbinden.

Deine Musik hat auch immer etwas Nostalgisches, und du strebst nach Gemütlichkeit. Wie entkommst du dabei der Versuchung, in reinen Eskapismus zu verfallen?

Prochet: Früher hatte die Nostalgie auch immer etwas Eskapistisches für mich. Heute nutze ich sie eher als Instrument, wie eine Alchemistin, die Blei zu Gold macht. Ich schaffe immer noch gerne eine kleine Welt, einen safe space. Aber es gibt auch Bewegung darin, die in die Zukunft führt. Je mehr Lebenserfahrung ich sammle, desto leichter fällt es mir, meine Musik auch mit dem echten Leben zu verbinden.

Ich finde es toll, sagen zu können: Je länger ich lebe, desto mehr liebe ich das Leben. Das gilt ja leider nicht für alle Leute …

Prochet: Als weiße Frau bin ich ziemlich privilegiert, aber wie alle Menschen habe ich auch schwierige Zeiten erlebt. Je mehr Scheiße du durchmachst, desto einfacher wird es, sie nicht so ernst zu nehmen und sich auf die Essenz zu konzentrieren, für mich ist das zum Beispiel meine Tochter. Aber es stimmt, manche Leute schaffen das nicht, dann werden sie bitter – das Gegenteil von unclouded.

Beitrag teilen:
kulturnews.de
Datenschutz-Übersicht

Diese Website verwendet Cookies, damit wir dir die bestmögliche Benutzererfahrung bieten können. Cookie-Informationen werden in deinem Browser gespeichert und führen Funktionen aus, wie das Wiedererkennen von dir, wenn du auf unsere Website zurückkehrst, und hilft unserem Team zu verstehen, welche Abschnitte der Website für dich am interessantesten und nützlichsten sind.