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Fight for your Right!

Haiku Hands
(Foto: Dan Fairman)

Die Australierinnen von Haiku Hands wissen nicht nur, wie man feiert – sie zelebrieren den politisch nachhaltigen Abriss.

Beatrice, hinter der Musik von Haiku Hands steckt sehr viel Wut – nur gelingt es euch eben, die angestaute Aggression in kompromisslose Feierlaune umzuwandeln.

Beatrice Lewis: (lacht) Die Beschreibung gefällt mir. Wobei ich nicht sagen würde, dass sich unsere Kreativität einzig und allein aus der Wut speist. Ich sehe uns in erster Linie als eine Liveband. Wenn wir auf der Bühne stehen, wollen wir Ekstase und den kompletten Abriss. Da geht es nicht nur darum, Wut abzubauen, sondern ganz unterschiedliche Gefühle zu verarbeiten. Uns ist es extrem wichtig, Freiräume zu schaffen, in denen man sich ohne den Zwang zur Anpassung ausleben kann. Gemeinschaftsgefühle und Solidarität mit den vermeintlich Anderen folgen zwar oft auf Wut und Ohnmacht, speisen sich aber auch aus ganz anderen, positiven Gefühlslagen.

Darf man Haiku Hands denn bei Songs wie „Not about you“ und „Manbitch“ als politisches Partyprojekt bezeichnen – oder missfällt dir die Zuschreibung des Politischen?

Lewis: Mit missfällt es eher, wenn Menschen sich in einer Zeit wie dieser als unpolitisch definieren. Wie vermutlich viele Künstler*innen zögere ich bei dieser Verschlagwortung, weil es in der Vergangenheit auch sehr viele Negativbeispiele gegeben hat. Wir wollen nicht didaktisch sein und unserem Publikum ganz viele schlaue Botschaften reindrücken. In erster Linie geht es darum, Spaß zu haben, und Humor zählt für mich zu den wichtigsten Elementen unserer Songs. Wenn du das alles einrechnest, ist es vollkommen okay, uns als politisch zu bezeichnen.

Ihr seid bereits seit 2017 aktiv und habt schon viele Singles veröffentlicht. Ist es ein Statement gegen die Spielregeln der Musikindustrie, dass ihr euch mit dem Debütalbum so viel Zeit gelassen habt?

Lewis: Das ist jetzt eindeutig zu politisch gedacht. (lacht) Wir haben in den vergangenen drei Jahren einfach unglaublich viele Konzerte gespielt. Außerdem bin ich in Melbourne, während Claire und Mie in Sydney leben, und wir mussten unsere Aufnahmesessions genau planen und aufeinander abstimmen. Singles sind leicht. Da wir aber ganz unterschiedliche Songs aufnehmen und uns von HipHop, Pop, Dance und Clubmusik gleichermaßen inspirieren lassen, haben wir sehr viel Energie in die Dramaturgie des Albums gesteckt.

Auf der Bühne seid ihr mit Mataya Young ja zu viert, und überhaupt ist Haiku Hands mehr Kollektiv als Band, oder?

Lewis: Unbedingt. Claire und Mie haben als Visual Artists gearbeitet, und erst durch die Gründung der Band sind sie so richtig mit der Musik in Verbindung gekommen. Wir arbeiten mit einem festen Künstler*innenkreis zusammen, wenn es um die Videos, unsere Cover und vor allem auch die Liveshows geht.

Auf eurer aktuellen Single „Fashion Model Art“ macht ihr euch im Verbund mit Sofi Tucker ziemlich böse über die Mode- und Kunstszene lustig. Speist sich das aus schlechten Erfahrungen?

Lewis: Klar. Auf dem Refrain sind wir gekommen, als wir nach der Sydney Biennale gemeinsam im Zug gesessen haben. Die Rituale und Verhaltensnormen dieser Welt sind teilweise schon extrem lächerlich – nur sehe ich uns selbst ja durchaus auch als einen Teil davon.

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