Holger Karsten Schmidt: Die Toten von Marnow
Holger Karsten-Schmidt verzichtet auf Polizisten mit weißer Weste: Sie verfangen sich in einem Netz aus politischen und wirtschaftlichen Interessen.
Der Debütkrimi von Holger Karsten Schmidt spielt im Jahrhundertsommer des Jahres 2003. Eine Person mit dem Namen Krohn will in Rostock einen Mann erschießen, doch als Krohn in der Wohnung von Alexander Beck steht, ist dieser schon tot: Mit durchtrennter Kehle liegt er auf dem Boden. Als kurze Zeit später Lona Mendt und Frank Elling von der Rostocker Mordkommission am Tatort auftauchen, hängt Beck jedoch in seinem Badezimmer über der Wanne kopfunter an einem Haken. Auf seinem Rechner findet man Kinderpornobilder, erkennt jedoch sehr schnell, dass die erst nachträglich draufgespielt wurden.
Schon nach kurzer Zeit ist den Ermittlern klar: Hier ist nichts so, wie es scheint. Sie verfangen sich in einem Netz aus Interessen, die zum Teil politischer, zum Teil wirtschaftlicher Natur sind und mit illegalen Medikamententests noch aus DDR-Zeiten zu tun haben. Autor Schmidt hat darauf verzichtet, Polizisten mit weißer Weste zu zeichnen. Frank Elling, von allen nur Elling genannt, ist ein überschuldeter Familienmensch, der sofort schwach wird, als man ihm Geld anbietet, damit er ganz bestimmte Spuren nicht weiter verfolgt. Seine Kollegin Lona Mendt, eine Einzelgängerin mit unklarer Vergangenheit, kommt ihm aber schnell auf die Schliche und hat ihre ganz eigene Art, mit dem korrupten Kollegen umzugehen. Leichen wird es in der Folge vom Ostsee-Seebad Boltenhagen bis an die Mecklenburger Seenplatte geben, ermittelt wird bis nach Hamburg, und bald geht es den Ermittlern selbst an den Kragen. Tschechows Pistole aber scheint diesmal nicht an der Wand zu hängen, sondern im Pool zu liegen. jw
Holger Karsten Schmidt Die Toten von Marnow Die Toten von Marnow
Kiepenheuer & Witsch, 2020, 480 S., 16 Euro
auch als Audio-CD bei Argon