„I don’t work here“ auf ZDFneo: Brauchen wir noch Culture-Clash-Comedy?
Die deutsche Sitcom„I don’t work here“ ist eine liebenswerte Culture-Clash-Komödie, die am eigenen Humor scheitert. Jetzt in der ZDF-Mediathek.
Wenn der sogenannte Culture-Clash in Komödien heraufbeschworen wird, ist eine gefährliche Nähe zu sich reproduzierenden rassistischen Stereotypen vorprogrammiert. Natürlich ist der Umgang mit Stereotypen und Vorurteilen ein Element der Komödie, und mit Sicherheit ist nicht jeder darauf aufbauende Gag gleich ein Grund, das Ende der Zivilisation auszurufen, doch schwierig wird es immer dann, wenn sich alles in einem bürgerlichen Wohlgefallen auflöst – und dann auch noch die Lacher ausbleiben, wie es bei I don’t work here (ab sofort in der ZDF-Mediathek) der Fall ist.
„I don’t work here“: Ab sofort in der ZDF-Mediathek
Dawit (Akeem van Flodrop) wohnt mit seiner Freundin Laura (Sina Martens) und Tochter Fiyori (Louisa Heinrich) im Kellergeschoss der Schwiegereltern. Doch nicht nur die unkonventionelle Wohnsituation birgt Konfliktpotential: In dem kleinbürgerlichen Vorort sind die Hecken so millimetergenau getrimmt wie das dahinter schlummernde Weltbild, und so fällt Dawit als Schwarzer Mann mit äthiopisch-nigerianischen Wurzeln unweigerlich auf. Als ihn ein Polizist vor seinem eigenen Haus des Einbruchs überführen will, und die Nachbarschaft nur zuschaut, kommt ihm gerade noch seine Freundin zur Hilfe. Die Lage ist eindeutig: „Das ist Racial Profiling!“ – und somit ist auch das Setting der Serie gesetzt: Hier gibt’s eine Culture-Clash-Komödie. Schnell werden die klassischen Konflikte aufgemacht: Dawits Verwandte treffen auf Lauras Eltern, sexistische und homophobe Sprüche auf beiden Seiten, gefolgt von der Erkenntnis, dass wir doch irgendwie alle gleich spießig sind – und Ende.
„Ich will völlige Entfremdung zwischen mir und der Person, die für mich putzt“
Doch die Serie hat durchaus auch starke Momente: Als der junge Work (Kelvin Kilonzo) als Haushaltshilfe bei Dawit und Laura anfängt, gerät Dawit in einen Gewissenskonflikt. Denn auch Work hat äthiopische Wurzeln. „Ich will völlige Entfremdung zwischen mir und der Person, die für mich putzt“, sagt Dawit zu seiner Freundin, und nur wenig später wird er selbst zur Haushaltshilfe. Diese Konflikte, die neben billigen Vorurteilspointen, eben auch eine Klassenfrage austragen, braucht es in Culture-Clash-Komödien viel mehr. Denn dort, wo Ausbeutungsverhältnisse sichtbar werden, sitzt der wahre Clash.
Prinzipiell ist es zu begrüßen, dass sich das deutsche Fernsehen traut, neue Wege einzuschlagen und eine eigens produzierte Sitcom an den Start bringt, und mit „Deadlines“ hat das ZDF bereits bewiesen, wie es geht – allerdings wirkt I don’t work here leicht wirr und wenig ausgegoren: Die Gags zielen auf laue Lacher ab, etwa wenn Lauras Vater erzählt, wie ein schwuler Arbeitskollege versucht hat, ihm den „Finger in den Popo zu stecken“, und werden von billigem Slapstick, wie feststeckenden Köpfen in Motorradhelmen, in Nasen kneifenden Müllzangen und affektierten Versprechern, flankiert. Der Höhepunkt der verwirrenden Albernheit ist der Auftritt von Sebastian Hotz, besser bekannt als Autor und Twitter-Berühmheit El Hotzo. Er gibt den Puppenspieler und Internetstar Rocko, der mit seiner Sockenpuppe Socko beim Zuschauen für große Fragezeichen sorgt. Es wirkt fast, als wolle man mit seiner Persona ein wenig mehr junge Generation abgreifen.
Doch ist Albernheit zwingend etwas Schlechtes für eine Komödie? Auf gar keinen Fall! Doch über I don’t work here lachen genau dieselben, die „Ziemlich beste Freunde“, „Monsieur Claude und seine Töchter“ und „Willkommen bei den Hartmanns“ zu ihren Lieblingsfilmen zählen – soweit es die ersten drei Folgen vermuten lassen.