Ian McEwan kommt mit seinem neuen Roman „Lektionen“ auf Lesereise
Mit drei Lesungen stellt Ian McEwan seinen bisher dicksten und stark autobiografisch geprägten Roman „Lektionen“ vor.
Auf Lesereise: „Lektionen“, der neue Roman von Ian McEwan, setzt in den Fünfzigerjahren ein, und er endet im Corona-Lockdown. Es ist Ian McEwans bisher persönlichstes Buch, doch sollte man keinesfalls den Fehler begehen, den Autor mit seinem Romanhelden Roland Baines gleichzusetzen: Zwar schreibt McEwan an den Eckdaten seines Lebens entlang und jubelt seinem Helden die eigenen Reflexionen unter, aber viele Ereignisse sind eben auch komplett erfunden.
So ist Roland Baines zwar auch ein Künstler – aber ein gescheiterter, der viele Projekte beginnt und eben keines erfolgreich abschließt. Ganz anders hingegen seine Frau Alissa J. Eberhardt: Nachdem sie ihn verlassen hat, avanciert die Engländerin mit deutschem Vater zu einer weltweit gefeierten Romanschriftstellerin. „Versuche nicht, mich zu finden“, lautet die Nachricht, die sie Baines auf dem Kopfkissen hinterlässt. „Es ist nicht Deine Schuld. Ich liebe Dich, aber dies ist endgültig. Ich habe das falsche Leben gelebt.“ Auch den wenige Monate alten Säugling lässt Alissa zurück. Fortan ist Baines ein alleinerziehender Vater – und das ist ein Schicksal, das er mit seinem Schöpfer Ian McEwan teilt.
Ein anderes wichtiges Ereignis, dass das Leben von Roland Baines prägt, ist hingegen reine Fiktion: die Erfahrung sexuellen Missbrauchs. Als 14-jähriger Internatsschüler nimmt Roland die Einladung seiner zwölf Jahre älteren Klavierlehrerin an und besucht sie in deren Haus in der Nähe des Schulgeländes. Die Lehrerin manipuliert Roland, und sie beginnt eine Affäre mit dem Jungen. Mehr als 40 Jahre später trifft Roland noch einmal auf diese Frau, und er stellt sich die Frage, ob die traumatische Erfahrung von damals auch der Grund dafür gewesen ist, dass er in seinem Leben nie eine über längere Zeit funktionierende Bindung aufbauen konnte.
„Lektionen“ ist ein Künstlerroman, der zugleich die historischen Umwälzungen der vergangenen Jahrzehnte reflektiert: Die Kubakrise erleben wir mit dem 14-jährigen Roland am Internat, als sich 1986 die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl ereignet, muss er mit dem Verlust seiner Frau Alissa klarkommen, und als Roland nach dem Fall der Berliner Mauer in die deutsche Hauptstadt reist, erfährt er hier zum ersten Mal von der literarischen Karriere seiner Exfrau. Auch Roland und Alissa treffen gen Ende des Romans erneut aufeinander. Gemeinsam blicken sie zurück auf die wichtigsten Entscheidungen ihres Lebens: Der Lebenskünstler und die gefeierte Autorin ziehen Bilanz – und es ist ganz und gar nicht vornherein ausgemacht, wer von den beiden mehr bei sich selbst angekommen ist.
Ian McEwan stellt seinen neuen Roman „Lektionen“ mit einer Lesereise in Deutschland vor:
13. 11. Berlin
14. 11. München
18. 11. Hamburg
Der 1948 in Aldershot (Hampshire) geborene Ian McEwan lebt bei London. 1998 wurde er mit dem Booker Prize und 1999 mit dem Shakespeare-Preis der Alfred-Toepfer-Stiftung ausgezeichnet. Viele seiner Romane wurden verfilmt, zuletzt kamen „Am Strand“ (mit Saoirse Ronan) und „Kindeswohl“( mit Emma Thompson) in die Kinos.