„In the Flesh“ auf Arte: Zombies in Lancashire
Anders als in „The Walking Dead“ werden geheilte Zombies in der Serie „In the Flesh“ reintegriert. Jetzt in der Arte-Mediathek.
Vier Jahre nach der großen Zombie-Apokalypse steigt die britische Serie In the Flesh (ab sofort in der Arte-Mediathek) in die Handlung ein. Längst hat die Forschung Medikamente entwickelt, die noch nicht endgültig umgebrachte Zombies wieder zu einem normalen Leben zurückführen können. Diese Menschen heißen jetzt „Menschen mit partiellem Todessyndrom“ und werden in speziellen Kliniken für die Reintegration physische und mental vorbereitet. Doch draußen formiert sich derweil gewaltiger Widerstand.
Die Serie In the Flesh besteht aus zwei Staffeln und ist aus den Jahren 2013 und 2014, produziert von der BBC. Im Gegensatz zu „The Walking Dead“ – die Serie geht in Staffel 11 gerade in ihr großes Finale – brachen im Zuge der Postapokalypse nicht alle Strukturen zusammen, im Gegenteil: Während die Regierung die Reintegration der früher mordenden Zobies nicht nur mit Hilfe von Medikamenten, sondern auch mit psychologischer Begleitung sowie mit Hilfe von Schminke und Kontaktlinsen vorantreibt, geht die Bevölkerung in die Opposition: In the Flesh spielt im fiktiven Ort Roarton im tiefsten ländlichen England in Lancashire, wo der Pastor gegen die „Rotter“ hetzt und die Bürgerwehr – genannt „Human Volunteer Police“ und gegründet, als vor vier Jahren weder Militär noch Polzei den Ort schützen konnten – keinen einzigen ehemaligen Toten reintegrieren will, sondern weiter mit der Waffe in der Hand Selbstjustiz übt.
Im Zentrum der Handlung von In the Flesh steht der von Luke Newberry gespielte Kieran Walker. Kieran hat immer wieder Flashbacks und Alpträume aus der Zeit als Zombie. Er leidet unter dem, was er als Untoter getan hat und kehrt nur mit sehr schlechtem Gewissen ins Elternhaus nach Roarton zurück. Seine Eltern müssen ihn heimlich ins Dorf zurückbringen, wo die Bevölkerung gerade den Widerstand gegen die Heimkehrer formiert. Mit dabei: Kierans Schwester Jem (Harriet Crains, „Bridgerton“).
In the Flesh ist alles, was „The Walking Dead“ und Folgeserien nicht sind: Der Blick ist auf die Opfer der Seuche gerichtet; die Gesellschaft konnte ihre humanistischen Werte erhalten, auch wenn diese gegen massiven Widerstand verteidigt werden müssen, und nicht zuletzt konnte die Pandemie gestoppt werden. Vor diesem Hintergrund der partiellen Apokalypse wird ein kritischer Blick auf reaktionäre Verhaltensweisen in der Gesellschaft geworfen: Die Weigerung, „Rotter“ in die Gesellschaft zu integrieren, könnte genauso gut Flüchtlinge betreffen. Insofern war die BBC-Serie in den Jahren 2013 und 2014 eine hochpolitische Antwort auf die Zombie-Welle in Film und Fernsehen; und sie ist es auch heute noch.