Irreversible Entanglements: Who sent you?
Auf ihrem zweiten Album widmet sich das Ensemble aus Chicago den Gedichten und Manifesten großer afroamerikanischer Poeten. Da darf Politische Musik auch mal schmerzen.
Die Welt ist ein mieser Ort, wenn man nicht zu den Privilegierten zählt. „Slaveship Punk“ nennt Camae Ayewa ihre Musik zur Zeit: Die Texte der Anführerin von Irreversible Entanglements drehen sich um Sklaverei und die Befreiung davon, aber auch um die ungeminderte Diskriminierung von Afroamerikanern in den USA der Gegenwart. Das Quintett aus Chicago beschreitet auf seinem zweiten Album weiter den musikalischen Pfad, den Kamasi Washington und Shabaka Hutchings angefangen haben, in den Dschungel des Couchpotato-Jazz zu schlagen.
Inhaltlich ist „Who sent you?“ noch radikaler und knüpft an die Gedichte und Manifeste großer afroamerikanischer Poeten an. Fanfarenhafte Trompeten und Saxofone ertönen zum Sprechgesang, Kontrabass und Schlagzeug spielen erdenschwere Grooves. Ja, das könnte man Free Jazz nennen, und ja, das tut manchmal weh. Aber wie süchtig das macht! Politische Musik darf schmerzen, zumal, wenn sie mit solch überzeugender Dringlichkeit vorgetragen wird. Wenn Sun Ra sich mit Anti Flag zusammengetan hätte: Es wäre Irreversible Entanglements dabei herausgekommen. jp
Who sent you? erscheint am 20. März.