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Jakob Bänsch: Liebe auf den ersten Blick

2022-09-05_Jakob_Baensch1330_photo by Boris Breuer
Jakob Bänsch (Bild: Boris Breuer)

Den Trompeter Jakob Bänsch hat es ziemlich früh erwischt. Aber will sich der gerade mal 20-Jährige wirklich schon festlegen?

Jakob Bänsch im Interview zu „Opening“

Jakob, ist dein Werdegang eine dieser typischen Wunderkindergeschichten?

Jakob Bänsch: Ach, das würde ich nicht sagen. Aber klar, mein Vater ist Hornist beim SWR gewesen. Wir haben ein altes Kudu-Horn im Keller gehabt, auf dem ich mit sieben, acht Jahren meine ersten Gehversuche gemacht habe.

Wie die Eltern sollte der Sohn also bitteschön auch Musiker werden. Hat es da überhaupt Alternativen gegeben?

Bänsch: Eher nicht. Mein Vater hat den Plan verfolgt, dass ich auch Horn spiele. Ich wollte aber lieber die Trompete, und dann habe ich als Kind auch noch Klavier gelernt. Ich erinnere mich, dass es schon mal Tränen gab, wenn ich mit meinem Vater geübt habe: zu viel Nähe! Also ist es eine kluge Entscheidung gewesen, zu einer externen Lehrerin zu gehen.

Und dann ist die Reise gleich in Richtung Jazz gegangen?

Bänsch: Zunächst bin ich dem klassischen Weg gefolgt, aber mit zwölf habe ich angefangen, mich für Jazz zu interessieren. Ein Kollege meines Vater, der Fagottist und Saxofonist Libor Sima, hat mit seinen Kindern eine Jazzband gegründet, in der ich dann auch gespielt habe. Da habe ich die ganzen Klassiker von Chet Baker und Miles Davis gelernt, und bis heute ist Sima einer meiner wichtigsten Mentoren. Jazz – das ist irgendwie Liebe auf den ersten Blick gewesen.

Ist man als Trompete spielender Teenager ein Nerd?

Bänsch: Meine Eltern haben nie wirklich viel Druck ausgeübt, und ich habe ja auch noch viele andere Dinge gemacht, etwa Badminton und Leistungssport. Bis zu meinem 15. Geburtstag wollte ich auch gar nicht Berufsmusiker werden, sondern eher etwas mit Design machen oder als Ingenieur arbeiten. Musikalisch habe ich in dieser Zeit noch ein Doppelleben zwischen Klassik und Jazz geführt, aber dann ist mir klargeworden, dass man dafür wirklich ein Wunderkind sein müsste – wie etwa Wynton Marsalis. Der kann beides auf hochprofessionellem Niveau.

Hast du mit deinem aktuellen Quartett den Stil und den Standard erreicht, den du in den kommenden Jahren pflegen willst, oder schwirren dir noch andere Projekte im Kopf herum?

Bänsch: Den Grundsound will ich schon für die nächsten Jahre beibehalten. Aber ich weiß auch, dass man in jungen Jahren möglichst viel ausprobieren sollte, damit man nicht zu früh in einer Schublade landet, aus der man nicht mehr rauskommt. Ich will handwerklich in der Lage sein, möglichst viele Stile abliefern zu können.

Du changierst zwischen rasend schnellen Upbeatskalen und eher balladesken Stücken. Wo steckt mehr Herzblut drin?

Bänsch: Das ist wie Tag und Nacht oder Yin und Yang. Das eine geht ohne das andere nicht – und beides gibt mir etwas.

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