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James Sallis: Nachtfalter

In den Spelunken von New Orleans findet man schon mal ein abgeschnittenes Ohr unterm Tisch. Der schwarze Ex-Privatdetektiv Lew Griffin sieht zumindest eins, als er bei einer Schlägerei kurzzeitig zu Boden geht, doch auch er nimmt auf Körperteile wenig Rücksicht und teilt aus, bis beim Gegner die Knorpel brechen. Dabei hat Griffin eigentlich keine Lust mehr auf Schmerz und Gewalt und möchte deshalb auch keine Vermisstenfälle mehr übernehmen.

Versucht er doch selber mehr schlecht als recht mit den zahlreichen Verlusten in seinem Leben klar zu kommen, sein Alkoholproblem in den Griff zu bekommen und endlich als Schriftsteller und Lehrer seinen Frieden zu finden. Doch als plötzlich die Tochter seiner toten Freundin LaVerne verschwindet, unternimmt er alles, um nicht noch jemanden zu verlieren. Griffin verlässt sich wie immer auf sein Gespür und seine dubiosen Kontakte, und er wird angetrieben durch seinen Zorn auf die Ungerechtigkeit des Lebens. Einzig seine neue Liebe Clare und der befreundete Polizist Don Walsh geben ihm etwas Halt, doch schon bald erkennt er, dass auch dieser sehr brüchig ist.

James Salis schafft es im zweiten Roman der Reihe erneut, mit wunderschöner Melancholie die Abgründe der Stadt New Orleans mit Griffins Lebensblues zu verbinden, so dass die kurzen, prägnanten Szenen einen fast hypnotischen Sog erzeugen. Bleibt nur zu hoffen, dass nun endlich auch die restlichen vier Bände der Lew-Griffin-Serie in deutscher Übersetzung folgen, damit wir uns weiter von diesem Sog mitreissen lassen können.

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