Jaye Jayle: Prisyn
Stellen Sie sich vor, Nick Cave hätte einen schlechten Trip auf einem Industrial-Rave-Filmfestival: für das Jahr 2020 ist genau richtig.
Stellen Sie sich vor, Nick Cave hätte einen schlechten Trip auf einem Industrial-Rave-Filmfestival: Evan Patterson hat die Skizzen für das bisher mit Abstand seltsamste Album seines Soloprojekts Jaye Jayle zu großen Teilen mit der iPhone-App Garage Band 8 aufgenommen und sie so seinem Kollaborationspartner Ben Chisholm zukommen lassen. Die Zeit für die Arbeit nahm Patterson sich auf Tour, inspiriert von der Einsamkeit ebenso wie von surrealen Erlebnissen – einem Van voll Unbekannter etwa, die mit einer Uzi im Anschlag auf einem Highway an seinem Tourbus vorbeizogen.
Das Ergebnis ist ein Hybrid, den nur Pattersons Präsenz als Sänger und Texter sowie Ben Chisholms Gespür als Produzent zu bändigen vermögen, der bereits in seiner Arbeit mit Chelsea Wolfe deren verschiedene Einflüsse grandios zu bündeln gewusst hat. „Prysin“ ist beklemmend und extrem tanzbar, verträumt bis ins Elegische, stoisch und störrisch – nicht selten alles auf einmal. In seiner Unstetheit könnte Jaye Jayle mit seinem Album zu einer anderen Zeit scheitern. Doch für das Jahr 2020 ist es genau richtig.