Jazz oder nie
Selbst eine Pandemie kann die jazzahead!-Messe in Bremen nicht aufhalten. Projektleiterin Sybille Kornitschky über digitale Formate, Nähe durch Musik und die Kunst der Improvisation.
Frau Kornitschky, die jazzahead! feiert dieses Jahr ihr 15. Jubiläum. Was war damals der Grundgedanke hinter der Gründung?
Sybille Kornitschky: Wir wollten einen Treffpunkt schaffen, jenseits von klassischen Festivals, der den Jazz zelebriert und sowohl Fachleute als auch Jazz-Liebhaber im Sinne dieser Sache in Bremen zusammenbringt.
Die jazzahead!-Messe und das dazugehörige Festival finden dieses Jahr größtenteils digital statt. Was genau bedeutet das für die Veranstaltungen, und welche Herausforderungen bringt das mit sich?
Kornitschky: Die Entscheidung, die Fachmesse weitestgehend digital stattfinden zu lassen, ist auf positive Resonanz gestoßen. Denn damit haben rund 3 500 Teilnehmer aus 60 Nationen Planungssicherheit bekommen. Jetzt gehen wir die zahlreichen Herausforderungen an. Eine davon ist, dass sich langsam eine gewisse digitale Müdigkeit einstellt. Wir als jazzahead! wollen mit Professionalität und unserer gewohnt hohen Qualität auch digital überzeugen. Ich bin zuversichtlich, dass uns das gelingen wird. Das Festivalprogramm, zu dem auch unsere Showcase-Konzerte gehören, wollen wir weitestgehend analog in Bremen produzieren. Das bisherige Feedback der Bands stimmt uns hier optimistisch. Ob das finale Programm, welches Anfang März stehen soll, dann tatsächlich auch vor Publikum stattfinden kann, wird sich zeigen. Wichtig ist: Wir produzieren auf jeden Fall und sind für alle Fälle gewappnet.
Das Motto von jazzahead! digital lautet: „Close together from afar“. Möchten Sie die Bedeutung dieses Spruchs näher erklären?
Kornitschky: Das Motto will sagen: Wir werden wie gewohnt im April anlässlich der jazzahead! aus allen fünf Kontinenten zusammenkommen. Wir werden das Gefühl der Nähe spüren und uns intensiv austauschen, auch wenn wir vielleicht nicht am gleichen Ort sind. Und wir, die internationale Jazz-Gemeinschaft, stehen in dieser Krise zusammen und bieten ihr von nah und von fern die Stirn.
Das Gastland Kanada kann leider wieder nicht dabei sein, dafür aber andere Acts aus Deutschland, Europa und anderswo. Worauf freuen Sie sich beim Showcase dieses Jahr besonders?
Kornitschky: Alle 32 Gruppen hätten es verdient, von mir genannt zu werden. Aus Deutschland finde ich die Pianistin Johanna Summer mit ihren hochsensiblen und tiefen Improvisationen und die Bassistin und Orchesterleiterin Hendrika Entzian und ihre Big Band besonders beeindruckend. Aus unserer europäischen Auswahl mag ich das französische Quartett Nefertiti mit seiner groovenden und kraftstrotzenden Musik sowie die überaus ausdrucksstarke Singersongwriterin Julia Biel aus Großbritannien. Und ich freue auch sehr auf die brasilianische Gitarristin und Sängerin Badi Assad, die auch solo ganze Räume füllen kann.
Was sind die Pläne für das Jahr 2022?
Kornitschky: 2022 wird Kanada endlich groß aufspielen können und zeigen, was für ein großartiges und vielfältiges Land es ist – im Jazz und darüber hinaus.
Die jazzahead! findet vom 29. April bis zum 2. Mai statt.