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„Je suis Karl“ auf DVD: Unsubtil gegen rechts

Dass das Drama über eine neurechte Bewegung mit seiner Position nicht hinterm Berg hält, ist Absicht – denn es richtet sich vor allem an ein junges Publikum.

Ein Film wie „Je suis Karl“ wird immer für Kontroversen sorgen – aus mehr als einer Richtung. Immerhin geht es darin um ein denkbar unbequemes Thema: Rechtsextremismus. Und richtig hat Christian Schwochows Film letztes Jahr für Kritik gesorgt. Manche haben ihm vorgeworfen, das Thema nicht ernst genug zu nehmen, andere das Gegenteil. Denn der Regisseur hat einen ungewöhnlichen Weg gewählt: Er hat seinen Film als emotionales Drama inszeniert, in dem die Gefühle einer Teenagerin eine zentrale Rolle spielen. Jetzt kommt „Je suis Karl“ auf DVD.

Darin überlebt die junge Maxi (Luna Wedler) einen Terroranschlag in Berlin. Ihr Trauma macht sie angreifbar für rechte Parolen – und für das Charisma des mysteriösen Karl (Jannis Niewöhner), der eine neurechte, europaweite Bewegung anführt. Anfangs ist Maxi fasziniert, doch nach und nach kommen die Abgründe hinter der schönen Fassade zum Vorschein.

Jannis Niewöhner: „Ich wusste nicht, wie groß diese Bewegungen sind“

Besonders subtil ist „Je suis Karl“ nicht – aber das war auch nicht die Absicht, im Gegenteil. Im Interview hat uns Christian Schwochow erzählt, dass er mit „Je suis Karl“ vor allem ein junges Publikum erreichen wollte. „Vor ein paar Jahren haben die Rechten gemerkt, dass Glatzen, Springerstiefel und Baseballschläger nur begrenztes Wachstum ihrer Bewegung ermöglichen“, sagte er. „Sie haben sich angeschaut, welche Bewegungen bei jungen Leuten erfolgreich sind, und deren Symbole gekapert und für sich umgedeutet. Das ist etwas, das mir Angst macht, dem ich mich aber in den Weg stellen will.“

Hauptdarsteller Jannis Niewöhner hat durch das Mitwirken im Film selbst noch etwas gelernt: „Ich wusste vorher nicht, wie groß diese Bewegungen sind, wie klug, wie kreativ. Das habe ich erst durch das Drehbuch und die Recherche richtig bemerkt.“

Wer übrigens daran zweifelt, dass der Film eine Daseinsberechtigung hat, braucht sich nur die Kommentare zum obigen YouTube-Trailer durchlesen. Denn dort tummeln sich genau die Leute, die „Je suis Karl“ kritisiert …

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