Zum Inhalt springen

„Der Dschungel von Budapest“ von Jerome P. Schaefer: An der schönen grauen Donau

Buchcover „Der Dschungel von Budapest“ von Jerome P. Schaefer

Jerome P. Schaefer verdichtet mit „Der Dschungel von Budapest“ die beklemmende Tristesse der Nachwendezeit auf 150 Seiten zu einem kleinen Hardboiled-Juwel.

Man sollte sich den Tag nicht von einer Bombenexplosion verderben lassen. So zuckt der hartgesottene Tamás Livermore selbst bei einem Knall in nächster Nähe noch nicht mal mit dem Schnäuzer. Der US-amerikanische Detektiv und Amateurboxer gerät im Ungarn der 1990er-Jahre als Securitymann zwischen alle Fronten. Randale-Russen und Unterwelt-Ukrainer heizen gerade den heimischen Mafia-Clans ein: Durch Anschläge mitten in Budapest wollen sie sich den Drogen-, Mädchen- und Waffenhandel krallen.

Die korrupte Regierung schaut nur zu und hält die Hände auf. Tamás lässt sich vom Immobilienhai Béla Doi anheuern, der für Obermafioso Lél Sipos die Geldwäsche erledigt. Wegen einer krummen Tour will man Doi an die Gurgel, und so beauftragt er Tamás, seine Frau Zsófia und Tochter Anna aus der Schusslinie zu holen. Tamás zählt auf Hilfe von István und seinen Jungs aus dem Box-Gym, denn bei Typen, die ein „é“ im Namen haben, wird jede Faust gebraucht! Natürlich biegen bald deren Schergen um die windigen Ecken: Sternzeichen Gorilla, Augenbrauen buschig, Anzugmarke Sowjetunion.

„Der Dschungel von Budapest“ von Jerome P. Schaefer ist ein kleines Hardboiled-Juwel

Der Münchner Autor Jerome P. Schaefer setzt in seinem ersten Düsterkrimi zwar auf Gangster-Stereotypen, aber mit diesen lässt man sich nur zu gerne in den wilden Osten der Nachwendezeit versetzen. Dessen beklemmende Tristesse verdichtet Jerome P. Schaefer auf knapp 150 Seiten kenntnisreich wie actionhart zu einem kleinen Hardboiled-Juwel. So schlägt sich Tamás glücklos durch das Dämmerlicht der Satellitenstädte, in denen der Tod hässliche Blutlachen auf den Betonböden verfallener Plattenbauten hinterlässt. Tamás bleibt nur ein einziger Trumpf, doch dann schaltet Kommissar Molnár beim Verhör das Mikro ab und streicht die Namen der Toten aus den Akten. Happy End? Natürlich Fehlanzeige – aber das würde diesem wunderbar grimmigen Ostblock-Noir auch die Gulaschwürze nehmen.

Beitrag teilen: