„Auf frischer Tat“ von Johan Harstad: Kurz und herausragend
„Auf frischer Tat“ ist ein schelmisches Spiel mit dem Krimigenre, bei dem sich Johan Harstad als der Kurzkrimiautor Frode Brandeggen ausgibt.
Ist die Frau in der verschlossenen Kiste nun tot oder nicht? Detektiv Frisch steht vor einem Dilemma: Öffnet er die Kiste und die Frau lebt, hat der Ehemann keinen Mord begangen. Ist die Frau tot, hat Frisch gemäß der Quantenphysik die Gleichzeitigkeit zweier möglicher Zustände der Realität aufgehoben und ihren Tod herbeigeführt. Frisch stellt sich dem Paradoxon, findet eine kreative Lösung und muss damit leben, den Fall zugleich gelöst und nicht gelöst zu haben … Wie der norwegische Autor Johan Harstad in seinem neuen Buch „Auf frischer Tat“ lustvoll mit dem Krimigenre spielt, ist ein großer und vor allem intelligenter Spaß. Er erfindet Frode Brandeggen, dessen 15 Ultrakurzromane mit Meisterdetektiv Frisch durch den ebenfalls fiktiven Literaturwissenschaftler Bruno Aigner in Fußnoten kommentiert werden.
So folgt man den skurrilen Miniaturen mit Frisch, der oft zu früh am Tatort ist, Verbrecher schon vor dem Verbrechen überführt und sein Gleichgewicht in Varianten der Goldberg-Variationen sowie seinem Wurstwasser-Fetisch findet.
Mit „Auf frischer Tat“ entlarvt Johan Harstad viele Krimiklischees.
Mit Sprachwitz und herrlich absurden Dialogen entlarvt Johan Harstad viele Krimiklischees. Einen ähnlichen Zweck erfüllen auch die Kommentare des nerdigen Bruno Aigner, der mit beflissener Ernsthaftigkeit das Leben und Werk des Autors Brandeggen kommentiert und einordnet. Mit weit ausschweifenden Anmerkungen und sinnfreien Kurzkommentaren hält Johan Harstad dem pseudo-intellektuellen Geschwafel der Literaturbetrachtung den Spiegel vor.
Mit „Auf frischer Tat“ hat es Johan Harstad auf unsere Liste der besten Krimis im September 2022 geschafft.