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„Girl“ von Jonas Alaska: Ausgerechnet Alaska

Jonas Alaska św/Portraitfoto
(Foto: Frohde Fjerdingstad)

Der Norweger Jonas Alaska ist als traditioneller Singer/Songwriter etabliert. Doch mit dem neuen Album „Girl“ nimmt er es jetzt mit Billie Eilish auf.

Jonas Alaska, mit „Girl“ ist ein jetzt ein neues Album von dir erschienen. Aber warum hast du nach „Roof came down“ zunächst mit dem Gedanken gespielt, deine Karriere als Singer/Songwriter zu beenden und dir einen anderen Job zu suchen?

Jonas Alaska: Nach jeder Platte fühle ich mich total leer, aber diesmal war es besonders schlimm. Ich hatte einfach das Gefühl, dass ich keine Songs mehr in mir trage.

Und dann hat Billie Eilish dich gerettet?

Alaska: In gewisser Weise schon. (lacht). Mit 33 bin ich in akuter Gefahr, alt und verbittert zu werden. In meinem Leben gab es nur noch Dylan, Bowie und die Beatles – und plötzlich war überall von Billie Eilish die Rede. Natürlich war ich zunächst misstrauisch, aber dann hat mir ihr Debüt gezeigt, dass Popmusik nicht zwangsläufig den üblichen Schemata folgen muss und wahnsinnig aufregend sein kann. Von da an stand mein Entschluss fest: Ich schreibe ab sofort Popsongs für andere Musiker:innen.

Die Schreibblockade war sofort überwunden?

Alaska: Allein schon der Gedanken, diese Songs nicht selbst singen zu müssen, war so unfassbar befreiend. Endlich ging es mal nicht um mich und meine Depression. Ich konnte einfach Liebeslieder schreiben, und zum allerersten Mal habe ich mir Gedanken über Eingängigkeit gemacht. Quantität vor Qualität, das war ein völlig neues Motto. Die Zeit, in der meine beiden Kinder im Kindergarten waren, wollte ich immer so produktiv wie möglich nutzen, und so sind alle Songs von „Girl“ innerhalb von drei oder vier Monaten entstanden.

Jonas Alaska über „Girl“: „Ich mochte die Vorstellung viel zu sehr, ein so seltsames Album in meiner Diskografie zu haben.“

Warum hast du die Songs mit dem Album „Girl“ jetzt doch selbst aufgenommen?

Alaska: Ich bin in dieses Szene nicht reingekommen, und tatsächlich finde ich die Maschinerie mit all diesen Schreibcamps auch schrecklich. Also habe ich angefangen, ein paar der neuen Songs bei meinen Konzerten zu spielen – und es hat funktioniert.

Hast du keine Angst, dass deine angestammten Fans bei so viel Elektronik, hochgepitchtem Gesang und bombastischen Refrains Reißaus nehmen?

Alaska: Anfangs habe ich darüber nachgedacht, ob ich die Platte unter einem anderen Namen als Nebenprojekt veröffentliche. Andererseits mochte ich die Vorstellung aber viel zu sehr, ein so seltsames Album in meiner Diskografie zu haben. Und ich kann mich ja auf Bowie berufen, der irgendwann mal sinngemäß gesagt, es wäre bei kreativer Arbeit immer von Vorteil, wenn man sich ein bisschen verlegen und beschämt fühlt.

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