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Joshua Cohen: Auftrag für Moving Kings

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Vor anderthalb Jahren ist er mit „Buch der Zahlen“ dem Schlüsselroman des Internetzeitalters verdammt nahe gekommen, jetzt legt Joshua Cohen mit einer stringent erzählten Satire nach.

Es ist gerade mal anderthalb Jahre her, dass er mit seinem 750 Seiten starken „Buch der Zahlen“ dem Schlüsselroman des Internetzeitalters zumindest verdammt nahe gekommen ist – schon macht Joshua Cohen eine radikale Kehrtwende: Auf das zwischen essayistischem, autobiografischem, historischem und erfundenem Material pendelnden Textlabyrinth folgt eine stringent erzählte Satire. Im Zentrum steht mit David King ein reicher New Yorker Umzugsunternehmer, der seinen 22-jährigen Neffen Yoav und dessen Freund Uri bei sich aufnimmt. Die beiden haben gerade ihren Militärdienst absolviert und staksen mit nur sehr holprigem Englisch genauso unkoordiniert durch Manhattan wie vorher durch den Gazastreifen. Sie jobben für das Umzugsunternehmen, und natürlich müssen sie nicht nur Möbel schleppen: Die israelischen Jungs sind dafür zuständig, unglückselige Eigentümer aus ihren verpfändeten Häusern zu vertreiben. Als sie bei einem Räumungsauftrag auf den schwarzen Vietnamveteranen Avery Luter treffen, der zum Islam und den Drogen konvertiert ist, schießt Cohen sich mit seinem Spott mehr und mehr auf die gegenwärtige politische Situation in den USA ein … So konventionell er „Auftrag für Moving Kings“ auch gebaut hat und stets auf das Vorantreiben der Handlung bedacht ist, bringt der 38-jährige Autor hier doch so viele Anspielungen unter, dass man den Vergleich mit David Foster Wallace und Philip Roth nur ein weiteres Mal bekräftigen kann. cs

Joshua Cohen Auftrag für Moving Kings

Schöffling, 2019, 288 S., 24 Euro

Aus d. Engl. v. Ingo Herzke

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