„Julian Rosefeldt. When we are gone“ in der Völklinger Hütte
Die Filminstallationen von Julian Rosefeldt sind weltberühmt. In der Völklinger Hütte gibt es eine Werkschau mit seinen aufregenden Werken.
Julian Rosefeldt ist deutscher Filmkünstler und Regisseur von Weltrang, in dessen Filminstallation „Manifesto“ von 2015 sogar Filmstar Cate Blanchett alle 13 Rollen übernahm, in denen sie verschiedene Manifeste vorliest. Im Weltkulturerbe Völklinger Hütte im Saarland läuft eine umfassende Werkschau des 1965 in München geborenen Künstlers.
Die Schau zeigt sieben von Rosefeldts Filminstallationen, die er in den zurückliegenden 20 Jahren geschaffen hat, unter der Kuppel der 6 000 Quadratkilometer gr0ßen Gebläsehalle der Völklinger Hütte. Rosefeldts aktuellste Arbeit „Euphoria“, die dieses Jahr auf der Ruhrtriennale in Essen Premiere hatte, setzt sich mit dem Kapitalismus und seinen grotesken Auswüchsen auseinander und fragt, wieso dieser eigentlich noch immer das einzig denkbare System ist, warum wir so verzweifelt an ihm festhalten, obwohl er so viel Schaden verursacht und so zerstörerisch ist.
Julian Rosefeldt: Die Dynamik des Kapitalismus
Bankleute tanzen wie wildgeworden von der Euphorie („Euphoria“) des Geldmachens und des Konsumierens (unser Foto oben), davor läuft eine Collage von Zitaten von Theodor Adorno bis Snoop Dog ab, Schauspieler Giancarlo Esposito („Breaking Bad“) legt seine Kultrolle als Taxifahrer aus Jim Jarmuschs urbanem Kaleidoskop „Night on Earth“ neu auf, Paketarbeiterinnen bei der Arbeit sind zu sehen, in der ukrainischen Hauptstadt Kiew philosophieren Obdachlose, Skateboarder hängen im Busdepot ab, ein Tiger (Stimme: Cate Blanchett) streicht durch einen leeren Supermarkt.
Künstler Julian Rosefeldt über sein Werk: „Im Zentrum steht die Dynamik des Kapitalismus, oder genauer: der entfesselten neoliberalen Marktwirtschaft mit ihren historischen, sozialen und politischen Verstrickungen. Paradoxerweise musste ich mich, um eine kapitalismuskritische Arbeit produzieren zu können, selbst immer wieder der Logik des Systems unterwerfen. Das sogenannte System, in dem wir leben und auf das wir gerne kritisch zeigen, sind wir eben alle auch selbst.“
Außerdem feiert „Penumbra“ institutionelle Europapremiere, eine Filminstallation, die ganz anders ist als „Euphoria“: Ganz langsam und ruhig können wir einen neuen Planten im All entdecken; endlose Wüste öffnet sich uns, Musik von Robert Schumann erklingt, eine Oase mit saftig grünen Bäumen erscheint, in der in Zeitlupe geravt wird.
Auch zu sehen sind die Filminstallationen „In the Land of Drought“ (2015/17), „The Swap (2015), „Deep Gold“ (2013/14, „Unkown Soldier“ (2007) und „Meine Kunst kriegt hier zu fressen – Hommage á Max Beckmann“ (2002)
Generaldirektor Dr. Ralf Beil, der die Ausstellung kuratiert hat: „,Julian Rosefeldt. When we are gone’“ ist ein Gesamtkunstwerk aus Film, Tanz, Text und Musik in einem exemplarischen Moment und Monument des Anthropozäns: Eine Werkschau als Rückschau auf Geschichte, Gegenwart und Zukunft, deren sinnliche Kraft und gedankliche Tiefenschärfe die Besucher:innen ebenso irritieren wie faszinieren wird.“