„Hyperion“ von Kai Havaii: James Bond aus Kirchdorf-Süd
Kai Havaii reaktiviert in seinem neuen Thriller „Hyperion“ einen Ex-MAD-Agenten. Doch kann der eine internationale Nazi-Terrorgruppe stoppen?
„Hyperion“ von Kai Havaii ist unser Krimitipp der Woche.
Seine Name ist Brosch. Felix Brosch. 39 Jahre alt und auf dem harten Ghetto-Pflaster von Kirchdorf-Süd in Hamburg großgeworden, war er als Fallschirmjäger in Afghanistan und dann sechs Jahre beim Militärischen Abschirmdienst. Nach dem tragischen Unfalltod seines Sohnes will Brosch mit Extremismusbekämpfung nichts mehr zu tun haben. Er kündigt, wird Koch und zieht sich in eine einsame Berghütte in den Alpen zurück. Doch so läuft das nicht im Spionagethriller: einmal Agent – immer Agent! Brosch lässt sich von einer alten Kollegin vom BND zu einem riskanten Undercovereinsatz überreden, weil sich ausgerechnet sein Cousin in einer neuen Terrororganisation radikalisiert hat. Diese rechtsextremistische SLF (Symbiotic Liberation Force), die international agiert und schon mehrere Anschläge auf Juden verübt hat, gilt es zu infiltrieren. Ziel ist es, den geheimnisvollen Anführer „Hyperion“ zu identifizieren und auszuschalten. Brosch soll dabei mit der knallharten Mossad-Agentin Yael Rubin zusammenarbeiten, was im Laufe des Auftrags nicht nur zu Konflikten führt, sondern auch dazu, dass sie beruflich wie im Bett ordentlich ins Schwitzen kommen.
Brosch und Rubin wechseln ihre Namen öfter als ihre Kleidung, es gibt nur ein knappes Entkommen aus einem Ausbildungscamp der SLF in Schweden, und die beiden geraten in der Türkei in die Fänge der Hisbollah, die sie in einem unterirdischen Folterverlies im Libanon festhält. Dort droht nicht nur eine Bohrmaschine ihre Aktion schmerzhaft zu stoppen, doch natürlich steckt auch ein bisschen James Bond in Felix Brosch: Er erinnert sich an Tricks aus seiner Ghetto-Kindheit und kommt durch einen Becher mit Granatapfelsaft auf die Idee zu einem waghalsigen Fluchtplan …
Mit „Hyperion“ trifft Kai Havaii den richtigen Sound
„Hyperion“ ist der beste deutsche Agententhriller seit langem: ein packender Plot, actionreiche Verfolgungs- , Entführungs- und Fluchtszenen quer durch Europa, und nicht zuletzt mit Brosch und Rubin ein neues Dreamteam im Kampf gegen das Böse in der Welt. Was das wirklich ist, daran lässt Kai Havaii seinen Brosch durchaus zweifeln. Durch Rubin erkennt der Romanheld, dass Ideale und moralische Werte nicht universell sind und jede Seite nachvollziehbar handelt. Gerade mit diesen Zwischentönen trifft Havaii den richtigen Sound
Musik, Kai Havaii – war da nicht noch was? Ach ja: Extrabreit gibt’s nach wie vor! Und auch da ist Havaii weiterhin hart wie Marmelade …
„Hyperion“ von Kai Havaii ist unser Krimitipp der Woche. Zuletzt haben wir an dieser Stelle „Das Profil“ von Hubertus Borck vorgestellt.