„Through the Telescope“ von Karin Ann: Jung, aber nicht naiv
Mit 21 Jahren ist Karin Ann schon lange im Geschäft. Ihr Debütalbum stellt tiefsinnige Fragen – und lohnt das mehrmalige Hinhören.
Bereits mit 14 Jahren hat Karin Ann die Altpopszene ergründet. Mit 21 Jahren klingt sie noch immer jugendlich, jedoch nie naiv, sondern klug und unerschrocken. Entsprechend sollte ihr Debütalbum nicht nach einmaligem Hören unterschätzt werden. Die Slowakin singt im Folksong „Pile of Bones“ noch zerbrechlich-hoch, gewinnt fortschreitend aber an Tiefe und Tiefgründigkeit. So baut sie etwa ein musikalisches Wetter-Narrativ, das sich von grollend aufziehenden Wolken („Olivia“) zu Nieselregen („Memories of You“) bewegt.
Sie sucht nach spirituellem Halt, obwohl sie der konservativ-christlichen Gesellschaft den Rücken gekehrt hat („I don’t believe in God“), und hinterlässt mit „Beautiful Life“ offene Fragen, während sie die strahlende Schönheit des Lebens zu dunkler Musikkulisse besingt. Heraus sticht auch das an Filmmusik erinnernde Stück „Neverland“, das in orchestraler Dramatik den Verlust ihrer Identität verhandelt. „Through the Telescope“ ist ein Album zum mehrmaligen Hören, zum Hinterfragen – und Genießen.