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„Verderben“ von Karin Smirnoff

Buchcover „Verderben“ von Karin Smirnoff

Karin Smirnoff führt mit „Verderben“ die erfolgreiche „Millennium“-Reihe weiter – und lässt Lisbeth Salander sogar noch ein paar ganz neue Skills erlernen.

Wie schon Lagercrantz behält Karin Smirnoff mit „Verderben“ die DNA der Serie von Stieg Larsson bei und belebt sie mit neuen Impulsen.

„Verderben“ von Karin Smirnoff ist unser Krimitipp der Woche.

Wie viele deutsche Hauptwörter beginnen eigentlich mit der Vorsilbe „Ver-“? Einige sind längst untrennbar mit Stieg Larssons stilbildender Millennium-Trilogie verknüpft: „Verblendung“, „Verdammnis“, „Vergebung“. Nachdem David Lagercrantz kongenial um drei Bände erweitert hat („Verschwörung“, „Verfolgung“, „Vernichtung“) übernimmt jetzt Karin Smirnoff mit „Verderben“. Die markanten Einworttitel der deutschen Ausgaben sind jedoch nur ein Teil des vielfach kopierten Erfolgsrezepts, das dem Nordic Noir neuen Schwung gegeben hat: Sadistische Morde, Korruption, Intrigen, persönliche Abgründe, fiese Verwandte und verkorkste Kindheiten begleiten das ungleiche Ermittlerduo in jedem neuen Band. Journalist Mikael Blomkvist und Hackerin Lisbeth Salander sind damit Vorbilder für zahllose Epigonen geworden. Bleibt das Original da noch erkennbar? Wie schon Lagercrantz behält Smirnoff die DNA der Serie bei und belebt sie mit neuen Impulsen.

So geht es diesmal sehr zeitgemäß nach Nordschweden. In der Nähe der Kleinstadt Gasskas soll ein zukunftsweisender Windpark entstehen. Die Aussicht auf fette Gewinne lockt nicht nur Spekulanten sondern auch kriminelles Gesocks an: Längst hat sich schon ein berüchtigter Bikerklub vor Ort breit gemacht. Die Teenagerin Svala hat zwar kein Schmerzempfinden, leidet jedoch unter ihrem zwielichtigen neuen Stiefvater, der bei den Motorradgangstern mitmischt. Außerdem ist ihre Mutter spurlos verschwunden. Da trifft sich gut, dass gerade jemand zu ihrer Vormundin ernannt wurde, der Karate kann und am Computer nicht nur den Pizzaservice ergoogelt: Tante Lisbeth! Svala ist erstaunt, dass sie ihr ihr zeigen muss, wie man feucht durchwischt, und die Tante aussieht wie die Schauspielerin Noomi Rapace (die in einer schwedischen Kinoverfilmung Salander verkörpert hat). Lisbeth hat natürlich keine Ahnung, von wem Svala da spricht. Es gibt für sie auch Wichtigeres, denn neben ihrer auffällig zahlenbegabten Nichte steckt auch Mikael Blomkvist wieder mal in Bedrängnis.

Gerade auch als Hörbuch entfacht das Abenteuer wieder den typischen „Millenium“-Sound

Der ist zufällig auch in Gasskas, um die Hochzeit seiner Tochter mit dem Verwaltungsleiter Henry Salo zu feiern. Jener hat seine – nicht ganz sauberen – Finger in der Windparkgeschichte und macht sich gerade Feinde. So kommt es während der Feier auch zu einem brutalen Überfall, bei dem sein neunjähriger Sohn entführt wird …

Gerade auch als Hörbuch – mit der Stimme der erfahrenen Sprecherin Julia Nachtmann – entfacht das mitreißende Abenteuer wieder den typischen „Millenium“-Sound. Fans der Serie werden dankbar über die gelungene Staffelübergabe sein. Oder um es mit einem „Ver“-Wort zu sagen: Verbeugung!

„Verderben“ von Karin Smirnoff ist unser Krimitipp der Woche. Zuletzt haben wir an dieser Stelle „Nebelblau“ von Tove Alsterdal vorgestellt.

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