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Auch Filmfest München abgesagt: Wie geht es weiter mit dem Kino?

Kein Filmfest München
Kein Filmfest München (Foto: Miriam Trescher / pixelio.de)

Die Kinos geschlossen, das Filmfest München abgesagt, keine neuen Filmstarts: Man kann sich nicht erinnern, wann es dem Film je so schlecht ging wie heute.

Das Filmfest München 2020 wurde heute aufgrund der Corona-Epidemie abgesagt. Diana Iljine, die Leiterin des Filmfestes, sagte dazu: „Wenn einem in der Zeit des Lockdowns etwas bewusst wird, dann ist es doch nicht, dass man alle Filme genauso gut auch streamen kann. Sondern, dass gemeinsames Erleben und Austausch ein wesentlicher Bestandteil dessen ist, warum man Film liebt, warum Kino und Festivals alternativlos sind. Daran wird sich nichts ändern.“

Und doch ist für den Cineasten zu dieser Stunde das Home Cinema alternativlos.

„There’s No Place Like Home.“ Mit diesem treffenden Zitat aus dem Filmklassiker „Der Zauberer von Oz“ warb Regisseur Steven Spielberg vor ein paar Tagen für die Einhaltung der Schutzmaßnahmen gegen die Corona-Pandemie. Er tat dies im Rahmen einer Aktion des American Film Institute zur Unterstützung der US-Filmwirtschaft.
Nach der ersten Schockstarre laufen nun auch in Deutschland vielerorts Initiativen zur Rettung der Kinos an. Aktionen wie #zurueckinskino, #fortsetzungfolgt oder #hilfdeinemkino sollen mithelfen, dass kleine und unabhängige Kinos die schwere Krise überstehen. Schon jetzt müssen viele Filmtheater um ihre Existenz bangen – die Hilfen der Bundesregierung werden den meisten nicht ausreichen. Doch wie soll ein Leben danach ohne Kinos aussehen? Man mag es sich nicht vorstellen.

Doch es ist nicht so, dass die ganze Branche gelähmt ist. DVD und Blu-rays erscheinen weiter, wenn auch eingeschränkt. Aber Verleiher wie Twentieth Century Fox Home und Universal Home machen mit den Veröffentlichungen ihrer oscarprämierten Erfolgsfilme „Judy“, „1917“ oder „Jojo Rabbit“ Lust auf großes Kino zuhause. Disney Home veröffentlicht Ende April gar die gesamte „Star Wars: Skywalker“-Saga auf DVD und Blu-ray. Im Streamingbereich gibt es derzeit einen Wettstreit um die Kundschaft. Neben den üblichen Verdächtigen wie Netflix, Sky und Amazon ist auch Rakuten TV ein Kandidat für unbegrenzten Filmspaß. Auch hier gibt es zahlreiche Heimkinopremieren und vorgezogene Starts von Filmen wie „Das perfekte Geheimnis“, „Emma“ oder „Der Unsichtbare“. Auch ein spezielles Oster-Angebot wird präsentiert.

Das Kino als Erlebnis- und Begegnungsraum

Und wenn Branchenriesen wie Netflix Solidarität zeigen und Gelder in Fördertöpfe spenden, ist das erst mal gut. Auch dass die Kinobetreiber am Streaming-Erlös von „Die Känguru-Chroniken“ beteiligt werden, kann man nur gutheißen. Und dennoch: Neue Filme gehören in Zukunft wieder ins Kino, denn es wird zum magischen Ort, wenn Menschen gemeinsam den Film erleben, lachen und weinen. Kino ist ein Teil unseres Kulturguts, das die Gesellschaft zusammenhält. Im Kino werden Gefühle geteilt und Gesellschaftsdiskurse geführt. Kino ist Kommunikation.
 Jeder kann jetzt mithelfen, das Kulturgut Kino zu unterstützen, denn jeder hat ein Lieblingskino in seiner Stadt. Wir können dort Gutscheine kaufen oder ein virtuelles Popcorn bestellen. Kinobetreiber freuen sich über eine Spende oder eine Mail, die ihnen Hoffnung macht, dass sich irgendwann der Vorhang wieder öffnet.
Der große Geschichtenerzähler Spielberg beendete seinen Aufruf übrigens mit dem Satz: „I see you at the Movies!“ Genau: Man sieht sich wieder – im Kino!

Joern Christiansen

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