„Kleo“: Mit großem Geballere und ganz nah am Infarkt
Nach drei Jahren DDR-Haft kam sie, um zu morden und sich zu rächen. In der zweiten Staffel der Pulp-Serie „Kleo“ wird es für die gleichnamige Titelheldin persönlicher, für uns aber nicht minder trashig.
Vor zwei Jahren veröffentlichte Netflix die erste Staffel der Serie „Kleo“, jetzt kommt die lang erwartete Fortsetzung. Die Geschichte von der DDR-Auftragsmörderin, die „unschuldig“ im Knast saß und seit der Wende zu einem großen Rachefeldzug angetreten ist, setzt sich ab heute auf Netflix fort.
„Kleo Straub gibt keene Ruhe.“ Die erste Staffel der schwarzhumorigen Actionthrillerserie „Kleo“ ließ ihre gleichnamige Heldin auf der Suche nach dem ominösen roten Koffer um die halbe Welt jetten – ohne Erfolg für die frühere DDR-Auftragskillerin. Jetzt geht die Hatz weiter, nur dass neben der früheren Stasi und dem westdeutschen Geheimdienst auch noch der KGB und die CIA hinter dem Inhalt des Koffers her sind.
Und wieder ist Kleo (Jella Haase, Berlin Alexanderplatz“, „Lieber Thomas“) mit ihrem Rachefeldzug mittendrin im Geschehen, und mit ihr Sven (Dimitrij Schaad, „Pauline“, die „Känguru“-Filme), der biedere westdeutsche Kriminalbeamte, der aus seinem bisherigen Leben schlicht raus möchte. „Kleo“ hat ganz viel von der Serie „Killing Eve“ und etwas von vielen schwarzhumorigen, gewaltlastigen Actionthrillern, doch verzeiht man der Serie das Epigonenhafte schnell – zu spannend und zu humorvoll ist die Serie und zu gut harmonieren Jella Haase und Dimitrij Schaad als Duo Infernale. Hinzufügen muss man, dass die Showrunner und Drehbuchautoren Hanno Hackfort, Richard Kropf, Bob Konrad („4 Blocks“) ihrer Heldin vor allem in Staffel 2 viel mehr Tiefgang mitgegeben haben, als Eve aus „Killing Eve“ je hatte.
Gut, manchmal ist der Tiefang nicht ganz gelungen, der Charakter kriegt dann trotz aller Bemühungen keinen Tiefgang, was sicher nicht an den Regisseurinnen Isabel Braak („Eine Million Dollar“) und Nina Vukovic („Der Schatten“) liegt. Die Ausleuchtung von Kleos Herkunft mag einen Twist zu viel mit sich bringen, die Erziehung durch Sven á la „Terminator“ zur möglichst gewaltfreien Killerin epigonisch und arg platt daherkommen, die CIA-Agentin der schwächste Punkt der Serie sein und das Finale einen Tick zu starkt auf eine dritte Staffel zuseuern.
Alles in allem aber – vor allem mit der Brillanz von Julius Feldmeier („Bonn – Alte Freunde, neue Feinde“) als zugekiffter Erfinder der Love Parade und als Persiflage auf Dr. Motte sowie als bester Sidekick der Serie; nicht weniger stark mit dem genialen Vincent Redetzki („Sommer vorm Balkon“, Ensemblemitglied der Münchner Kammerspiele) als nahe am Infarkt operierender Extremcholerikier und weiterer DDR-Killer Uwe Mittig. Vor allem mit diesen beiden Sidekicks gewinnt die Serie eine Dynamik die sie als beste Droge zum Bingen werden lässt.