Kraftklub: „Kargo“ ist eine Abrechnung – auch mit sich selbst
Auf „Kargo“ liefern Kraftklub ihren angestammten Sound, thematisieren aber zugleich ihre Rolle als politische Band.
Zehn Jahre sind seit dem Debütalbum „Mit K“ vergangen. Doch was hat sich verändert? Musikalisch erstmal sehr wenig. Auf „Kargo“ gibt es mit einer Ausnahme („Angst“) hundert Prozent Kraftklub-Sound: schrubbende Rockgitarren auf 4-to-the-Floor-Beats und ekstatische Gröl-Refrains – so weit, so gut. Schließlich ist der Schwerpunkt des Albums eher inhaltlicher Natur. „Kargo“ ist eine Abrechnung mit deutscher Feindseligkeit, unkontrolliertem Rechtsruck, neoliberalen Optimierungserzählungen, Ost-West-Ungleichheiten, selbstreferenziellen Großstadt-Twitter-Blasen und sich selbst.
„Teil dieser Band“, „Vierter September“ und „Der Zeit bist du egal“ sind unerwartet reflexive Songs, die ohne peinliche Ironisierung und selbstvergewissernde Posen auskommen. Diese Songs nehmen präventiv schonmal ordentlich Wind aus den Kritiker-Segeln, die der Band survivorship bias vorwerfen, sie als Schönwetter-Revoluzzer bezeichnen oder musikalische Stagnation unterstellen. Zu letzterem sei zu sagen: Wer sich Tokio Hotel aufs Album holt, will vieles, aber bestimmt nicht den lähmenden Status Quo konservieren.