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Ex-Kraftwerk-Mitglied versorgt Stummfilmklassiker mit neuer Energie

In „Das Cabinet des Dr. Caligari“ führt der Doktor einer Psychiatrie ein verhängnisvolles Doppelleben.
In „Das Cabinet des Dr. Caligari“ führt der Doktor einer Psychiatrie ein verhängnisvolles Doppelleben. (Foto: Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung)

Robert Wienes „Das Cabinet des Dr. Caligari“ gilt als Vorreiter des expressionistischen Films. Nun vertont Ex-Kraftwerk-Mitglied Karl Bartos den Stummfilm live.

Bekannt als Pionier der elektronischen Musik, nimmt sich Karl Bartos von Kraftwerk nun eines Klassikers der Filmgeschichte an: Robert Wienes „Das Cabinet des Dr. Caligari“. Die Geschichte um den geheimnisvollen Dr. Caligari, der ein Doppelleben als Direktor einer Psychiatrie und als Jahrmarkt-Darsteller führt, der nachts seine Attraktion, den Schlafwandler Cesare, zum Morden losschickt, gilt heute als bahnbrechende Pionierarbeit des expressionistischen sowie fantastischen Films. Bartos, ohnehin großer Fan des Weimarer Kinos, stattet den Stummfilm nun mit einer spektakulären Soundkulisse aus und präsentiert das Ergebnis samt Film auf Tour.

Karl Bartos: „Das Cabinet des Dr. Caligari“ live

Bereits als „Das Cabinet des Dr. Caligari“ 1920 erschienen ist, hat der Film für Furore gesorgt. Nicht nur stilistisch war Wienes Abwendung von der Wirklichkeit etwas völlig Neues. Die Spiegelung der Traumata und des Schreckens des 1. Weltkrieges, vermischt mit der Psychoanalyse sowie der Geisterwelt, war ein Wagnis. So wurde der Film auch 1933 in Deutschland verboten und galt fortan als entartete Kunst. Und noch immer beeinflusst der erste echte Psychothriller der Filmgeschichte das gegenwärtige Kino, denkt man an den übertriebenen Einsatz düster gezeichneten Masken wie etwa bei den Filmen von Regisseur Tim Burton oder an das Set-Design des Oscar-prämierten „Poor Things“ von Yorgos Lanthimos.

Gemeinsam mit seinem Kollegen Matthias Black hat Bartos eine völlig neue Klangschaft komponiert, die den bewegten Bildern noch mehr Nachdruck verleiht. Orientiert am zeitlosen Klang eines Sinfonieorchesters, hat Barton seine Kompositionen elektronisch moduliert und ins Synthetische übertragen. „Wir stellen uns vor, dass der Protagonist Francis seine Traumwelt mit Kaleidoskop-Ohren wahrnimmt. In diesem auditiven Gesamtkonzept verschmelzen Musik, Sprache und Geräusche zu einem organischen Ganzen“, erklärt das ehemalige Kraftwerk-Mitglied, das zwischen 1975 und 1990 Teil der legendären Düsseldorfer Elektroband gewesen ist, in einem Making-of auf Youtube. Ein wahrlich expressionistischer Ansatz für einen expressionistischen Klassiker.

Auf der Tour wird „Das Cabinet des Dr. Caligari“ in restaurierter 4K-Fassung gezeigt, während Black und Bartos den Soundtrack live und punktsynchron einspielen. Die zwei Vorführungen in der Hamburger Laeiszhalle sind zudem Teil des SHMF 2024 (das Schleswig-Holstein Musik Festival). Mehr Informationen zum Festival findest du hier.

Schau dir hier das Making-of zu „Karl Bartos: ,Das Cabinet des Dr. Caligari‘“ an

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