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Kühn und Kälberer

Zwei Jazzpianisten, die ganz auf sich selbst zurückgeworfen sind – und damit sehr Unterschiedliches anstellen: Martin Kälberer und Joachim Kühn

Joachim Kühn: Touch The Light

Zurückgelehnter geht’s kaum: Der mittlerweile 76-jährige Joachim Kühn sitzt in seinem Haus auf Ibiza am Flügel und – na, sagen wir es ruhig – klimpert sich durch seine ganz persönlichen balladesken Motive, während er den Digitalrecorder mitlaufen lässt. Kühn deutet hier Beethovens Allegretto aus der 7. Sinfonie an, vertieft sich im nächsten Moment in Joe Zawinuls wunderbares „A Remark you made“, findet den hymnischen Gospelkern von Bob Marleys „Redemption Song“ und lässt Hoagy Carmichaels „Stardust“ aus seinen Fingern fließen. Damit das Ganze nicht wie die Soundkulisse aus der Lobby eines Wellnesshotels klingt, schmückt Kühn seine Balladenauswahl mit improvisatorischen Einsprengseln und steuert zwei Eigenkompositionen bei: den gravitätisch anmutenden Titeltrack sowie „Sintra“, ein impressionistisches Kleinod.

Martin Kälberer: InSightOut

Alben wie Martin Kälberers „InSightOut“ werden irgendwann als Produktionen der Lockdown-Ära in die Musikgeschichte eingehen. Im eigenen Studio eingespielt – das gab’s natürlich schon vor Corona. Aber es ist diese spürbar zurückgezogene Atmosphäre, aus der sich hochemotionale Musik Bahn bricht. Zwischen Stille und Schwelgerei, zwischen mollgetränktem Selbstzweifel und überbordendem Optimismus wechseln die Kompositionen. Im Pappschuber gibt es neben der Solo-CD einen zweiten, mit einem Kammerensemble aufgenommenen Tonträger. Die Musiker*innen wurden von der Cellistin Fany Kammerlander akquiriert, mit der Kälberer seit langem zusammenarbeitet. Und die Arrangements aus der Feder Christian Elsässers betten das Pianospiel so watteweich ein, als hätte hier Ennio Morricone die Hand im Spiel gehabt.

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