„Bell Bottom Country“ von Lainey Wilson: „Warum sprichst du so?“
Lainey Wilson lebt auf „Bell Bottom Country“ alle Country-Klischees – und fällt sogar in Nashville aus dem Rahmen.
Lainey Wilson, Country ist heutzutage oft mit Pop gemischt und wird als unauthentisch wahrgenommen. Das kann dir mit „Bell Bottom Country“ nicht passieren, oder?
Lainey Wilson: Als ich 2011 nach Nashville gezogen bin, habe ich in einem Wohnwagen gelebt – ich war bekannt als das Wohnwagen-Mädchen. Immer, wenn ich neue Leute getroffen und mich mit ihnen unterhalten habe, waren welche darunter, die mich gefragt haben: Wo kommst du her? Warum sprichst du so? Es kann doch nicht sein, dass du wirklich so country klingst. Am Anfang hatte ich das Gefühl, erklären zu müssen, wer ich bin und warum. Aber irgendwann ist mir klar geworden, dass es egal ist, was andere von mir halten.
Die Leute dachten, du würdest deinen Akzent nur vortäuschen?
Wilson: Ich hatte geglaubt, Nashville wäre Country City, wo alle so klingen würden wie ich. Aber Nashville ist ein Schmelztiegel, die Leute kommen von überall her. Mein Akzent war auf jeden Fall einer der breitesten. Dabei wusste ich gar nicht, dass ich überhaupt einen habe, bevor mich alle darauf angesprochen haben. Zum Glück ist es weniger geworden, aber früher war es schon schlimm. Von allen Sachen, die sie über mich sagen können, tut es meinem Herzen am meisten weh, wenn es um meine Art zu sprechen geht. Ich sage dann immer: Ihr solltet erst meine Familie hören! (lacht)
„Viele Leute erwarten bei Country natürlich Songs über Trucks auf der Landstraße. Aber ich habe nun einmal einen Großteil meines Lebens in Trucks auf der Landstraße verbracht.“ Lainey Wilson im Interview über ihr Album „Bell Bottom Country“
Lainey Wilson, auf deinem Album „Bell Bottom Country“ geht es viel um stereotypische Country-Themen. Wie kriegst du es hin, dabei nicht in Klischees zu verfallen?
Wilson: Viele Leute erwarten bei Country natürlich Songs über Trucks auf der Landstraße. Aber ich habe nun einmal einen Großteil meines Lebens in Trucks auf der Landstraße verbracht. Ich komme aus einer Stadt mit 200 Einwohnern, wir haben nicht mal eine Ampel. Fast alle dort sind Bauern, und fast alle sind mit mir verwandt. Es ist einfach die Wahrheit.
Songs wie „Hold my Halo“ handeln davon, einfach mal die Sau rauszulassen – etwas, das Frauen im Country nach wie vor selten erlaubt ist, oder?
Wilson: Absolut. Wir geben uns so viel Mühe, auf eine bestimmte Weise zu klingen, auszusehen, aufzutreten. Ich wollte uns alle daran erinnern, dass es natürlich gut ist, hart zu arbeiten – aber es geht auch mal okay, sich zurückzulehnen und einen Drink einzugießen.
Zum Weiterhören: Auch der Schauspieler Alexander Ludwig hat gerade mit „Highway 99“ ein spannendes Countryalbum veröffentlicht.