Wie du ihr, so ich dir
Beim Wettstreit um die kreativste und grausamste Foltermethode liegt Lars Schütz mit seinem Thriller „Rache auf ewig“ ziemlich weit vorn.
Gefesselte Menschen ungeschützt dem Unbill der Natur auszusetzen, gehört seit jeher zum Kanon der Foltermethoden. Dabei ist neben Einfallsreichtum auch physikalisches, chemisches oder biologisches Wissen gefragt, um den Tod plangemäß langsam und qualvoll herbeizuführen. Thrillerautoren übertreffen sich im Wettstreit um die kreativste und grausamste Pein. Der latente Horror-Hunger der Leser muss schließlich mit immer neuen Varianten gestillt werden. Krimischriftsteller Lars Schütz bringt sich da jetzt mit Bambus ganz weit nach vorne. Bambus? In seinem neuen Roman lässt er die kraftvoll wachsende Pflanze sich unerbittlich durch den Leib eines auf einem Bett fixierten Managers bohren. Ein selbsternannter Erlöser richtet hochrangige Unternehmer, die profitgeil den „Garten Eden“ ausbeuten. Wer für die Abholzung des Regenwaldes, Massentierhaltung oder die Großwildjagd verantwortlich ist, soll am eigenen Leib die Rache der Natur erfahren. Mit im Sortiment des Öko-Killers: ein Ölfass, eine Ferkel-Kastrationszange und ein Häutungsmesser. Da bleibt den beiden Profilern Jan Gral und Rabea Wyler in ihrem dritten Roman buchstäblich die Luft weg, als sie dem Irren auf die Spur kommen und in seine Falle gehen. Schnappatmung ist bei Lars Schütz also garantiert – nur sollte man „Rache auf ewig“ besser nicht lesen, um sich für die nächste Fridays-for-Future-Demo auf Temperatur zu bringen …
Mit „Rache auf ewig“ hat es Lars Schütz auf unsere Liste der besten Krimis im November 2020 geschafft.