„Lolita lesen in Teheran“: Mit Jane Austen gegen den Ajatollah
Der Kinofilm „Lolita lesen in Teheran“ von Eran Riklis erzählt vom widerständigen Potenzial der Literatur in Diktaturen wie dem Iran. Das Drama läuft ab dieser Woche in den Kinos.
Als die iranische Literaturprofessorin Azar Nafisi gemeinsam mit ihrem Mann 1979 aus dem amerikanischen Exil zurück in den Iran zieht, ist es der Aufbruch der Revolution, der sie anzieht – der Schah ist gestürzt, und für kurze Zeit keimt die Hoffnung, dass sich eine Demokratie aufbauen ließe. Doch das Gegenteil wird wahr. „Der Film „Lolita lesen in Teheran“ von Eran Riklis läuft ab dieser Woche in den Kinos.
Die islamische Revolution bringt den ebenfalls aus dem Exil heimkehrenden Ajatollah Chomeini – er heißt im Film nur „der Bärtige“ – an die Macht, und Azar Nafisi (Golshifteh Farahani, „Alpha“), die in ihren Seminaren etwa den Roman „Der große Gatsby“ verhandelt, wird zunächst von männlichen Studenten gemobbt und fliegt später von der Hochschule, weil sie die Verschleierung verweigert. Sie beginnt, mit ihren früheren Studentinnen – ausschließlich im Exil lebende Schauspielerinnen sind zu sehen, so etwa Zar Amir Ebrahimi („Tatami“, „Holy Spider“) oder Mina Kavani („No Bears“) – in der eigenen Wohnung Vladimir Nabokov, Henry James und Jane Austen zu lesen und mit dieser Lektüre die Unterdrückung der Frau im Iran neu zu denken. Regisseur Eran Riklis („Lemon Tree“, „Die syrische Braut“) hat mit „Lolita lesen in Teheran“ die gleichnamige Autobiografie der Literaturwissenschaftlerin Azar Nafisi verfilmt. Über mehrere Jahrzehnte zeigt er die zunehmende Vereinzelung der Menschen im Iran auf, er zeigt aber auch, wie einige wenige Frauen mit Hilfe der Literatur diese Vereinzelung überwinden können.