„Love Remains“ von Strange Boy: Behutsamer Reigen zwischen Klassik und Pop
Die zwei klassisch ausgebildeten Musiker Kieran Brunt und Matt Huxley wandeln auf ihrem Debütalbum gekonnt zwischen den Welten.
Wo Gegensätze aufeinanderprallen, ist ein Spektakel zu erwarten. Zwar bleibt der ganz große Knall bei Strange Boy aus, doch hätte so eine aufmerksamkeitsheischende Zirkusnummer ohnehin nicht zum Debütalbum des eher reservierten Artpop-Duos gepasst. „Love Remains“ ist ein behutsamer Reigen, in dem sich Klassik und Pop, Artifizielles und Handfestes sowie Weltliches und Metaphysisches vorsichtig beäugen, abstoßen und ineinander aufgehen.
Dass die zwei klassisch ausgebildeten Musiker Kieran Brunt (Gesang) und Matt Huxley (Produktion) mit der elitären Welt der Klassik fremdeln, ist unüberhörbar. So piept es zwischen Orgeln und Streichern des Openers, während sich tanzbare Wavebeats durchs Soundbild drängeln, und getupfte Synthies kippen ab, um Brunt den Teppich für opereskes Falsett („Oscar’s Song“) auszurollen, den er umgehend in trockener britischer Manier mit Rotwein begießt und ein Antidepressivum einwirft („Follow The News“). Ob man das nun affektiert oder impressionistisch nennen mag, ist Geschmackssache. Der Sog, den dieser amorphe und gleichzeitig unheimlich nahbare Sound entwickelt, steht jedoch nicht zur Diskussion.